Projektmanagement


Sprache und Kultur

Leitfaden für internationales Projektmanagement

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Bei der Rekrutierung lokaler Projektmitarbeiter seien klassische Stellenausschreibungen selten hilfreich. Der Einstieg müsse über Agenturen oder Netzwerke gelingen - am besten im Zusammenspiel mit einem Partner, der den lokalen Arbeitsmarkt genau kennt.

Wie äußern sich deutsche Verhaltensweisen in Projekten?

Merksatz 61 betont nochmals die kulturelle Dimension: "Es ist wichtig, die Selbstreflexion nicht darauf zu beschränken, dass der Deutsche als diszipliniert, gründlich und pünktlich gilt, Bier trinkt und Sauerkraut isst. Wichtig ist die Frage, wie äußern sich typisch deutsche Verhaltensweisen in der Projektarbeit?"

Die Antwort darauf ist vielfältig. Bei der kritischen Fehleranalyse konzentrieren sich Deutsche laut Studie häufig auf die paar unerreichten Prozente, vergessen deshalb aber Lob für und Freude über das Geschaffte - eine ungenutzte Chance zur Motivation für Folgeprojekte. Beim Risikomanagement seien technische Risiken in der deutschen Wahrnehmung häufig überrepräsentiert. Während finanzielle Risiken noch berücksichtigt würden, gebe es eine starke Vernachlässigung struktureller, organisatorischer und sozialer Risiken.

Entscheidungsvorlagen deutscher Projektbeteiligter sind laut Studie zwar sachlich vorbildlich vorbereitet, aber eben nicht im Team erarbeitet. Eine Folge davon sind quälend lange Freigabeprozesse hinterher. In anderen Ländern werde auch mit der Arbeit schon begonnen, obwohl Planung und Finanzierung eines Projektes noch nicht zu 100 Prozent steht - ein weiterer Quell von Reibung.

Auf Begriffsstandards einigen

Die Merksätze erschöpfen sich indes nicht nur in kulturellen Hinweisen. Die Studie enthält eine Reihe an Hinweisen zu handfesten Faktoren wie Kosten-, Budget- und Finanzierungsplanung, Dokumentation, Personalmanagement, Wissensmanagement und auch rechtlichen Aspekten.

Wichtig ist nach Einschätzung von GPM etwa, sich mindestens auf Begriffsstandards zu einigen, die einem internationalen Standard entnommen sein können, aber nicht müssen. Man sollte überdies wissen, in welcher Projektphase tatsächlich Geld verdient wird. "Viele Geschäftsmodelle führen erst zu einem recht späten ROI in der Langzeitbetreuung und -versorgung", heißt es in der Studie. "Solche Geschäftsmodelle sind besonders zu prüfen, ob sie durch die wirtschaftliche und politische Stabilität der Herkunftsländer aller Beteiligten gestützt werden."

Schon kleine Erfolge möglichst früh kommunizieren

Als bedeutend stuft GPM insbesondere gemeinsame Erfolge ein - und zwar möglichst früh, auch wenn es kleine Erfolge sind. Denn die Regel "Erfolg schweißt zusammen" gelte international umso mehr. Auch Ausstiegsszenarien sollten möglichst frühzeitig definiert werden.

Merksatz 13 weist über den einzelnen Moment hinaus: "Es ist wichtig, dass jedes internationale Projekt seinen Beitrag zur fortschreitenden Internationalisierung des Unternehmens leistet." Die Projektmanagementexperten führen weiter aus: "Wer krisengetrieben zur Internationalisierung gezwungen wird, aber keinen eigenen Anspruch daraus ableitet, wird auf Dauer Probleme haben."

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