Konkurrenz zu stark

LG stellt Smartphone-Geschäft ein

06.04.2021
LG war einst unter den Vorreitern im Smartphone-Markt, doch die Sparte schreibt seit Jahren Verluste. Die einheimische wie internationale Konkurrenz ist zu stark geworden. Jetzt ziehen die Südkoreaner die Reißleine.
LG Wing Smartphone: LG war einst unter den Vorreitern bei modernen Smartphones mit großen Touchscreen-Bildschirmen, deren Ära mit dem ersten iPhone 2007 begann.
LG Wing Smartphone: LG war einst unter den Vorreitern bei modernen Smartphones mit großen Touchscreen-Bildschirmen, deren Ära mit dem ersten iPhone 2007 begann.
Foto: LG

Der südkoreanische LG-Konzern steigt unter dem Druck der übermächtigen chinesischen Konkurrenz aus dem Smartphone-Geschäft aus. Stattdessen sollen die Ressourcen auf Wachstumsbereiche wie Bauteile für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte, Robotertechnik, intelligentes Wohnen und künstliche Intelligenz konzentriert werden, wie LG Electronics am Montag mitteilte. Nach jahrelangen Verlusten in der Sparte hatte sich der Rückzug des einst weltweit drittgrößten Handy-Herstellers schon seit längerem angedeutet.

Denn die Luft für Anbieter wie LG wurde in den vergangenen Jahren immer dünner. Der ebenfalls südkoreanische Marktführer Samsung und Apple mit seinem iPhone beherrschen das lukrative Geschäft mit teuren SmartphonesSmartphones. Im Massenmarkt mit günstigeren Modellen dominieren hingegen chinesische Hersteller. Sie kommen allein schon durch die Größe ihres Heimatmarktes auf hohe Stückzahlen, mit denen sich auch bei geringeren Margen Geld verdienen lässt. Schwer zu kämpfen in dem Markt hatte in den vergangenen Jahren etwa auch Sony. Der japanische Elektronik-Riese fokussierte sich auf teurere Modelle, um die Verluste zu minimieren. Alles zu Smartphones auf CIO.de

Strategische Entscheidung

Die Aufgabe des "Geschäfts mit Mobiltelefonen" werde voraussichtlich bis Ende Juli abgeschlossen sein, kündigte LG an. Es sei eine strategische Entscheidung, sich aus dem Bereich "mit unglaublich starker Konkurrenz" zurückzuziehen.

Die Geräte, die noch auf Lager seien, sollen aber weiter zum Verkauf angeboten werden. LG will auch den Geräte-Service weiter unterstützen und Software-Aktualisierungen für seine Kunden anbieten. Einzelheiten zur Beschäftigungssituation würden auf lokaler Ebene geregelt.

Das zweitgrößte südkoreanische Elektronikunternehmen hinter Samsung Electronics kündigte zudem an, weiter Mobilfunk-Technologien wie 6G zu entwickeln, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in anderen Geschäftsbereichen zu stärken. 6G gilt als die nächste Stufe der superschnellen Mobilfunkstandards.

Jedes Quartal Verluste

Die Ankündigung von LG kommt nicht überraschend. Zuletzt hatten Vertreter des Unternehmens davon gesprochen, dass alle Optionen einschließlich eines Verkaufs der Sparte auf dem Tisch lägen. Doch wurden keine Details zu möglichen Interessenten genannt. Der Bereich mobile Kommunikation hatte seit dem zweiten Quartal 2015 in jedem Quartal einen operativen Verlust geschrieben. Für das Gesamtjahr 2020 belief sich das Defizit auf 841,2 Milliarden Won (derzeit 634,5 Mio Euro).

LGs Marktanteil bei Smartphones selbst im Heimatmarkt Südkorea sei schon durch die Gerüchte über einen Rückzug gefallen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf den Marktforscher Counterpoint Research. In den Monaten Januar und Februar habe der Anteil von LG nur noch zehn Prozent betragen. Der Anteil des Marktführers Samsung sei im Februar im Jahresvergleich um vier Prozentpunkte auf 69 Prozent gestiegen.

Mit dem Modell LG Prada hatte der südkoreanische Konzern vor vielen Jahren eine ähnliche Design-Idee wie Apple - auch wenn es nicht so ausgefeilt wie das iPhone war. Zuletzt versuchte LG, unter anderem mit Hilfe von Ideen wie Smartphones mit zwei Displays das Ruder herumzureißen. (dpa/rs)

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