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Lonza und das Experiment mit dem Data Scientist

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Technologisch gehen der junge Data Scientist und seine Kollegen so vor, dass sie strukturierte mit unstrukturierten Daten verbinden, wobei sie interne und externe Datenquellen integrieren. Daraus entstehen Algorithmen, die businesstaugliche Fragestellungen abbilden wie eben zum Beispiel rund um Marketing und Produktion.

Bitzel will jetzt ein Innovation Lab aufbauen

"Sie sehen also, dass das Ganze zunächst gar nicht in Europa stattgefunden hat", schmunzelt Bitzel. Natürlich kamen James und seine Mitstreiter dann und wann nach Basel, aber alle Projekte sind global. Im April wird das kleine Team zumindest vorerst für länger in die Schweiz kommen, denn die CIO möchte nun die nächste Etappe starten und ein Innovation Lab aufbauen.

James hat mit seinen Kenntnissen mittlerweile Einfluss auf strategische Projekte und Initiativen, erkennt Bitzel an. Dass er sich damit eine erhebliche Bedeutung erarbeitet hat, wird in der IT beobachtet, weiß die IT-Chefin. In der klassischen IT fühlt sich mancher langjährige Mitarbeiter ein bisschen bedroht. Hier hilft James' höfliche, zurückhaltende Art. "Er ist nicht der ,Hoppla, jetzt komm ich'-Typ", sagt Bitzel.

Und so schnell wird die "Mode 1-IT" ja auch nicht verändert. Aber der IT-Managerin ist klar: "SAP ist nicht mehr unsere einzige Zukunft. Wir müssen die alten Zöpfe abschneiden!" Dass das möglichst schmerzfrei geht, schreibt sich Bitzel selbst auf die Fahnen. "Es ist meine Aufgabe, den Cultural Change zu kommunizieren", sagt sie. Immerhin fangen schon die ersten Mitarbeiter aus dem SAP-Team an, sich weiterzuqualifizieren.

Wer seinen Data Scientist unbedingt von der Uni Karlsruhe will, wird scheitern

Das Experiment mit dem Data Scientist gilt bei Lonza als geglückt. Die These diverser Analysten, wonach der Bedarf an solchen Kräften steigen wird, würde Bitzel sofort unterschreiben. Wo aber findet ein CIO Data Scientists? "Überall da, wo es gute IT-ler gibt", überlegt Bitzel. Sie richtet ihren Blick erst einmal gen Asien, will sich aber global nicht festlegen. Sie weiß jedoch: "Wer sagt, es muss jemand von der TU Karlsruhe sein, der wird scheitern."

Neben dem fachlichen Profil, das sich angesichts der Kürze dieser beruflichen Rolle noch entwickeln muss, findet Bitzel die Einstellung und Herangehensweise der Data Scientists sehr wichtig. Nicht nur die CIO hat sich auf das Experiment eingelassen, James seinerseits ja auch. Dessen Flexibilität, ohne klares Aufgabenfeld loszulegen, weiß die Managerin zu schätzen. Ein Data Scientist muss auf jeden Fall eine Meta-Perspektive einnehmen können. Und dazu eignet sich das Lonza-Hochhaus mit seinen 68 Metern ja sehr gut.

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