Exklusiv-Umfrage

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Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Provider-Wahl: Fehlpässe vermeiden

Besser ist es natürlich, wenn die IT-Abteilung über ausreichend Kompetenz verfügt, um Outsourcing nicht als Befreiungsschlag einsetzen zu müssen. So konnten wir in unserer Studie Zufriedenheit mit dem Outsourcing-Dienstleister am häufigsten dann feststellen, wenn die IT-Abteilung für geübt darin gehalten wird, Outsourcing-Verträge zu managen; die beiden Variablen korrelieren hoch miteinander (r2=0,39). Otter leistet sich innerhalb der IT bei Adidas sogar eine vierköpfige Abteilung, um Verträge mit Dienstleistern zu gestalten und ihre Einhaltung zu überwachen. Ihr Leiter, van der Heijden, bezeichnet seine Arbeit als Relationship Management: "Mit Dienstleistern wie EDS oder Equant sprechen wir täglich, mit den anderen mindestens einmal pro Woche, und viermal im Jahr finden Treffen auf dem Executive Level statt."

Buchautor Söbbing legt Unternehmen nahe, vier Prozent einer Outsourcing-Vertragssumme für das so genannte Vendor Management einzuplanen. Die Meta Group stellt in ihrer Studie jedoch fest, dass kleine und mittelständische Unternehmen die Koordination häufig neben dem Tagesgeschäft erledigen, und auch in unserer Umfrage lässt sich Nachlässigkeit im Umgang mit den Outsourcing-Dienstleistern erkennen: Jeder Fünfte gab an, keine Benchmarks zu erheben, bevor er IT-Dienste auslagert. Mehr als 40 Prozent der IT-Verantwortlichen (136) kreuzten "ja, manchmal" an. Nur ein Drittel der Befragten kann für sich behaupten, mit gutem Vergleichsmaßstab auf den Service-Provider zuzugehen. Die Konsequenzen liegen auf der Hand.

Um sie zu vermeiden, schreibt van der Heijden vorbeugend in jeden Outsourcing-Vertrag, dass Adidas nach einem Jahr das erste Benchmarking durchführen darf und dann gegebenenfalls neu verhandelt. Dieses Recht nehme man nicht immer in Anspruch, sagt Otter: "Spätestens alle zwei Jahre sollte man aber nachverhandeln, sonst wird man schnell altmodisch." Das unterschreiben sogar die Vertreter der Gegenseite: Outsourcing-Aufträge seien wie ProjekteProjekte im Anlagenbau - also immer sehr spezifisch, erklärt Oecking von SBS: "Wir versuchen deshalb, Verträge flexibel zu gestalten." Bei der Betreuung von Desktops stehe schon im Entwurf, dass die Zahl der Geräte um fünf Prozent schwanken darf. Alles zu Projekte auf CIO.de

Keine Steilpässe für Service-Provider

Oecking legt Wert auf präzise formulierte Service Level Agreements, da spätere Streitereien darüber am Image des Anbieters kratzen: "Schlechte Verträge haben den Ruf des Outsourcing vor fünf bis zehn Jahren ruiniert." SBS hat sich davon gut erholt. Im Outsourcing-Geschäft ist der Umsatz der IT-Tochter von Siemens im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gewachsen. Und auch die anderen Anbieter entwickeln sich offenbar positiv. Im Durchschnitt wächst der Markt für Outsourcing in Deutschland aus Sicht der Meta Group bis 2005 jährlich um 13 Prozent, um dann ein Niveau von 14,4 Milliarden Euro zu erreichen. Weltweit legt der Outsourcing-Markt laut Meta Group jedes Jahr zwischen 15 und 20 Prozent zu.

Derzeit können wir diesen Trend anhand unserer Umfrage jedoch noch nicht bestätigen. Um durchschnittlich 0,9 Prozent haben unsere Probanden ihr Outsourcing-Budget in diesem Jahr gesteigert. Die Branchen HandelHandel, FinanzenFinanzen und Logistik liegen über diesem Wert, wobei ihr überdurchschnittliches Wachstum statistisch nicht als gesichert gelten kann. Top-Firmen der Branche Finanzen Top-Firmen der Branche Handel

Insgesamt kann man festhalten: Die Wachstumszahlen einzelner Anbieter und Analysten vermitteln das Bild einer gesteigerten Nachfrage, wie sie aufseiten der IT-Verantwortlichen nicht existiert. Für CIOs heißt das, dass die Zeit für Outtasking im Augenblick günstig ist. "Die IT-Krise hilft, bessere Beziehung zu kreieren", so Adidas-CIO Otter, der seinem Contract Manager damit einen weiteren Ball zukickt.

Buchtipp

Thomas Söbbing: Handbuch IT-Outsourcing, Hier spricht der Jurist: Thomas Söbbing erklärt die Fallstricke in Sachen Outsourcing. Das Buch hilft, sich über die eigene Motivation, IT-Funktionen auszulagern, klar zu werden und den passenden Vertrag aufzusetzen (viele Mustertexte). Mitp-Verlag, Bonn 2002, 521 Seiten, 59 Euro

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