Deutsche Chefs stärker gefährdet

Management-Jobs als Schleudersitz

16.06.2008
Von Karsten Langer

Die Gründe für den starken Anstieg der Demissionen im deutschsprachigen Raum sind zahlreich. "Das liegt zum einen an den Fortschritten der Corporate Governance. Aufsichtsräte nehmen ihr Mandat unterdessen sehr gewissenhaft wahr. Zum anderen liegt es an der strikten Trennung von Aufsichtsratsmandat und Managementmandat. In Amerika etwa sind noch immer um die 75 Prozent aller Topmanager CEO und Chairman in Personalunion. Dass der CEO dann nicht vom Verwaltungsratschef entlassen wird, liegt auf der Hand", sagt Eikelmann.

Deutsche Chefs sind stärker gefährdet

Deutsche Vorstandschefs bleiben der Studie zufolge deutlich kürzer im Amt als ihre europäischen Kollegen: Während die CEOs aus dem deutschsprachigen Raum im Schnitt 6,4 Jahre die Geschäfte führen, bleiben die europäischen Konzernlenker im Schnitt 8,2 Jahre im Amt. Weniger Unterschiede gab es dagegen beim durchschnittlichen Ein- und Austrittsalter: Während die deutschen Vorstandschefs im Schnitt mit 51,5 Jahren ihren Job antreten, sind die europäischen Kollegen mit 50,1 Jahren ein bisschen jünger. Am Ende ihrer Amtszeit waren die Deutschen 57,1 Jahre, die übrigen Europäer 56,5 Jahre alt.

Auf den ersten Blick scheint die Kontrolle in Europa gut zu funktionieren. Die vertiefende Analyse aber zeigt: Der Druck auf deutsche und europäische CEOs könnte weiter zunehmen. Denn schlechte Performance, so die Studie, führt seltener als bisher angenommen zu einem unfreiwilligen Jobverlust; die Wahrscheinlichkeit, als CEO aus dem Amt gedrängt zu werden, beträgt weltweit jährlich im Schnitt 2,1 Prozent. Das Risiko sehr schlecht performender CEOs liegt bei 5,7 Prozent.

Und das trotz extremer Kriterien: Die betreffenden CEOs haben in zwei Jahren mindestens ein Viertel des Aktienwertes ihres Unternehmens vernichtet und underperformen im Vergleich zum Rest der Manager-Kaste um mindestens 45 Prozent. "Zwar haben Aufsichtsräte begonnen, eine aktivere Rolle zu spielen. Die starke Zunahme unfreiwilliger Wechsel im deutschsprachigen Raum zeigt aber auch, dass bei schlechter Perfomance weiter Handlungsbedarf besteht. Die Korrelation von Aktienperformance und Verweildauer des CEOs wurde in der Studie nicht so nachgewiesen, wie man das gängigerweise vermutet hätte", betont Eikelmann.

Einige Branchen sind besonders heikel für die Top-Manager. Auffallend häufig wechseln CEOs ihren Posten in den Branchen Telekommunikation (40 Prozent), Industriegüter (32 Prozent) und IT (28 Prozent). Dahinter folgen die Energiebranche mit 21 Prozent, Konsumgüter mit 17 Prozent und die Finanzbranche mit 14 Prozent. Gerade in diesen Branchen habe es viele regulatorische Umwälzungen gegeben, die den häufigen Wechsel erklären, sagt Eikelmann. "Klar ist aber auch: Die Finanzbranche wird auch die aktuelle Krise zu spüren bekommen, hier wird die Wechselhäufigkeit ansteigen."

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