Schwerpunkt: Storage

Management statt Festplatten

Gerald Lechner, bei der Tiroler Tageszeitung IT-Leiter fürdie Produktion, installierte vor vier Jahren im InnsbruckerVerlagshaus ein NAS-System von Network Appliance. "DerVerwaltungsaufwand ist seither gleich null", sagt Lechner,der derzeit für eine Datenmenge von rund 450 Gigabytezuständig ist. Täglich laufen fertige Texte in dasRedaktionssystem ein. Die Prozesskette muss absolutzuverlässig sein; schließlich darf eine Tageszeitung nichtplötzlich am Kiosk fehlen. Zwanzig Server sind heute in dasSpeichernetzwerk eingebunden. Doch Lechner gibt zu bedenken:"Vor vier Jahren war die Glasfasertechnik noch nicht so weitentwickelt wie heute. Ein SAN, das wegen der hohenÜbertragungsgeschwindigkeit auf Fibre-Channel-Technikangewiesen wäre, kam für uns deshalb zunächst nicht inBetracht."

Der maßgebliche Punkt für die Entscheidung gegen SAN und fürNAS war damals jedoch ein anderer. Die Infrastruktur desInnsbrucker Verlagshauses harmonierte einfach besser mit derNAS-Idee: Die Computer waren bereits über ein Netzwerk mitder Internet-Übertragungstechnik TCP/IP miteinanderverbunden; das funktionierte. "Hätten wir ein Storage AreaNetwork gewollt, wären Investitionen in die Infrastrukturnötig geworden - in Glasfaserverbindungen undglasfasertaugliche Netzwerk-Hardware", sagt Lechner. Zudemließen sich an das vorhandene Speichersystem zusätzlicheSpeicher anstecken: "Der File-Server erkennt den neuenSpeicher, und jeder Redakteur kann ihn sofort nutzen", soder Tiroler.

Bei einem SAN wäre die Handhabung ungleich kompliziertergeworden, weil jeder neue Speicher dem Gesamtsystem logischhätte zugeordnet werden müssen. Das erfordert wiederum mehrPersonal. Selbst für die kleinere NAS-Lösung musste dieTiroler Tageszeitung gut 5 Millionen Schilling, etwa 700000Mark, investieren - genug für ein mittelständischesUnternehmen, wie Lechner betont.

Nächster Schritt: virtuelle Speicher

Für die Zukunft messen Branchenkenner der verbessertenNutzung brachliegender Speicher große Bedeutung undEntwicklungschancen zu: Zwar helfen Netzwerkspeicher, dieAuslastung der Speicher auf etwa sechzig Prozent zu erhöhen,doch sind die wahren Möglichkeiten noch nichtausgeschöpft. Virtuelle Speicher etwa sind hierzulande nochfast völlig unentdeckt. Selbst derVirtualisierungsspezialist Veritas kann kaum ein gelungenesBeispiel für den hiesigen Markt nennen - und das, obwohldieser Technologie die Zukunft gehört. Denn durchintelligente Systeme lässt sich der Speicherraum, der imNetzspeicher schon recht gut ausgenutzt wird, fast beliebigweit ausdehnen. Die Voraussetzung ist allerdings einfunktionsfähiges Storage Area Network. Der Mix vielerverschiedener Speichersysteme macht es den Anbietern bislangallerdings noch schwer.

Doch wie schnell sich die Situation ändern, eine neueTechnologie etablierte Märkte aufbrechen kann, hat dieEntwicklung von Storage Area Networks gezeigt: Noch vor fünfJahren verdienten SAN-Anbieter in Westeuropa mit dem Systemnicht eine Mark - heute geht es hier um einenMilliardenmarkt. Die neue Herausforderung lautet:Verbindungen zu schaffen zwischen den Technologien, die ineinigen Jahren routinemäßig nebeneinander zum Einsatz kommensollen. Die Grundlage ist bereits gelegt:Netzwerkspezialisten bauen Bindeglieder zwischen denkonkurrierenden Systemen. Ob SAN, ob NAS, ob virtuelleSpeicher - in absehbarer Zeit werden CIOs nur noch allgemeinvon Netzwerkspeichern sprechen.

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