Jobverlust auf Vorstandsebene

Manager auf Entzug

23.02.2009
Von Gisela Maria Freisinger

Von dem 68-jährigen Querdenker erhoffen wir uns einen Einblick in das Leben nach der Macht. Und landen bei einer Schlüsselfrage europäischer Geschichte: "Woran ist das Römische Reich zugrunde gegangen? Nicht an Kriegen und nicht an Seuchen, sondern an Selbstzufriedenheit und Mittelmaß!" Nun also wissen wir, welche Sorte Männer auf dem Friedhof deutscher Unternehmenslenker liegen: "Alles Leute, die sich für ganz toll hielten."

Leben "on the beach"

Ein Leben danach gibt es für Henkel nicht. Nach jedem seiner Ämter achtete er sehr streng darauf loszulassen. Sagt er. Durch die alte Liebe zur Jazzmusik etwa. Jeden Sonntag zwischen 12 und 13 Uhr bestreitet Henkel damit eine Sendung auf 101,9. Irgendwas, prophezeit er, wird er immer tun, bis zum letzten Atemzug; reiner Selbsterhaltungstrieb.

Mit ähnlichen Worten empfängt uns ein Gentleman der alten Schule in München, einst neben Schulte-Noelle einer der ganz Mächtigen, der die Öffentlichkeit stets mied. Er erlebe so viele ehemalige Weggenossen, die sich nach ihrem Abgang hängen ließen, "die verkommen äußerlich wie innerlich, und dann sterben sie an Herzinfarkt".

Die Jungen Wilden. Von den stabilen Verhältnissen der Alten können die jungen Manager nur träumen. Das Leben "on the beach", der Code für einen Topmanager auf Arbeitssuche, ist voller Nervositäten. "Es ist nicht selbstverständlich, dass die Macht wiederkommt", erzählt Burkhard Graßmann von den Erfahrungen seiner einjährigen Pause, die, im Nachhinein betrachtet, ein Segen war. "Wir haben die Sorgen und Nöte wie jeder andere Arbeitslose und gleichzeitig die missliche Situation, dass wir uns nirgends bewerben können. Wir können nur das Netzwerk in Bewegung setzen und darauf warten, dass der Headhunter anruft." Bei Graßmann hat er angerufen. Er ist jetzt Sprecher der Geschäftsführung bei Payback.

Soll man nach dem großen Gemetzel gleich weitermachen oder erst einmal genesen? Wolfgang Reitzle und Bernd Pischetsrieder reagierten 1999 nach ihrem Showdown bei BMW völlig entgegengesetzt. Reitzle entschied sich noch in derselben Nacht, zu Ford zu wechseln. Nach der Macht war für ihn vor der Macht. Pischetsrieder musste sich eine lange Auszeit gönnen, weil BMW auf der üblichen Sperrfrist bestand.

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