Jobverlust auf Vorstandsebene

Manager auf Entzug

23.02.2009
Von Gisela Maria Freisinger

Als Volkswagen-Chef und Nachfolger von Patriarch Ferdinand Piëch konnte Pischetsrieder seiner Branche treu bleiben, ist heute jedoch in einer der absurdesten Situationen in Vorstandsdeutschland: Im Mai 2006 stimmte der Aufsichtsrat seiner Vertragsverlängerung zu, zwang ihn dann aber schon ein halbes Jahr später zum Rücktritt. So ist Pischetsrieder bereits geschasst, noch ehe sein neuer Vertrag in Kraft tritt. Seither führen beide Seiten eine Scheinehe.

Während Volkswagen beteuert, Pischetsrieder sei mit Berateraufgaben betreut, belaufen sich dessen Amtshandlungen darauf - auf Anraten seines Anwalts? -, von Zeit zu Zeit sein Büro in Wolfsburg heimzusuchen. Das Leben danach ist, zumindest finanziell gesehen, als wäre nichts gewesen. Wie viele Jahre als hochbezahlter Gefeuerter werden für Pischetsrieder auf diese Weise noch ins Land gehen?

Was ungebrauchte Manager machen

Wolfgang Bernhard hingegen konnte den Joker "Ausstiegsklausel" ziehen, als unter Winterkorn eine neue Ära heraufzog. Unter Deutschlands Manager-Generation der jungen Wilden zählt er zu den brillanten Köpfen. Generation Kleinfeld und Claassen. Permanenter Aufstieg und Fall pflastern Bernhards Weg.

Auch beim Finanzinvestor Cerberus, für den er den 80,1-prozentigen Ankauf von Chrysler einfädelte. Als aber entgegen der ursprünglichen Absprache nicht Tom LaSorda CEO wird, sondern der Branchenfremde Bob Nardelli, streicht Bernhard erneut die Segel. Mit Menschen, an die er nicht glaubt, kann er nicht arbeiten. Basta und goodbye.

Bitter ist das schon. Aber er besitzt inzwischen Routine darin, sich im "Leben danach" umzudefinieren. Dann widmet er sich der Familie, der Fitness und dem geistigen Fortkommen. Unterrichtet an seiner Alma Mater, der Columbia University in New York, zieht durch die Welt, etwa nach Kuba, um das System vor Ort zu studieren, oder klettert an Steilwänden. Und wiegt sich im Selbstbewusstsein, dass er schon wieder gebraucht wird.

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