CIO des Jahres


CIO des Jahres 2024

Manege frei im Datenzirkus der Aachener Grundvermögen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Immobilien als Datenplattformen – Chief Digital Officer und Datenjongleur Manuel Niederhofer sorgt mit seinem Datenzirkus für bessere Entscheidungen bei der Aachener Grundvermögen.
  • CIO des Jahres 2024 - Finalist in der Kategorie Mittelstand
  • CO2-Ausstoß einzelner Immobilien um mehr als ein Fünftel gesenkt
  • Durch Measure-Impact-Analysen Kosten reduziert
Wer gut mit Daten jonglieren kann, macht in seinem Unternehmen den Unterschied.
Wer gut mit Daten jonglieren kann, macht in seinem Unternehmen den Unterschied.
Foto: Nazar Skladanyi - shutterstock.com

Was als kleiner Zaubertrick im Data Circus begann, mündete in eine große Data Show à la Cirque du Soleil. Die Verantwortlichen der Aachener Grundvermögen sehen Immobilien nicht mehr nur als Konglomerat aus Beton, Stein, Holz und Glas, sondern als dynamische, datengetriebene Multi-Ertragsplattformen.

Digitale Zwillinge ermöglichen Echtzeitüberwachung und kontinuierliche Optimierung. Mittels KI und IoT ließen sich Entscheidungen intelligenter treffen und die Wartung automatisieren. Eine nahtlose Datenintegration macht Immobilien zu flexiblen, mehrwertschaffenden Assets, lautet das Credo der Kapitalverwaltungsgesellschaft mit 18 Immobilien-Fonds.

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Im Zentrum dieser Transformation sitzt Chief Digital Officer Manuel Niederhofer. Er hat mit seinem Team das Projekt "Data Circus de Cologne" aus der Taufe gehoben und schickt sich damit an, das Kerngeschäft der Aachener Grundvermögen zu stärken und neue Ertragsquellen zu erschließen.

Der Schein trügt - Immobilien bestehen aus mehr als nur Stein, Beton und Glas. Daten machen heute in der Immo-Szene den Unterschied.
Der Schein trügt - Immobilien bestehen aus mehr als nur Stein, Beton und Glas. Daten machen heute in der Immo-Szene den Unterschied.
Foto: Aachener Grundvermögen

"Die Immo-Szene ist wie ein Wanderzirkus, bei dem traditionelle Entscheidungen und subjektive Einschätzungen die Show leiten", beschreibt der CDO die Rahmenbedingungen seiner Branche. "Die EU-Offenlegungsverordnung zwingt uns, Immobilien als komplexe Datenpunktwolken zu betrachten. Und das ist gut so." Immobilien seien künftig keine simplen Räume mehr, sondern dynamische Multi-Ertragsplattformen, die eine datenbasierte Steuerung erforderten.

Akrobaten in der Datenmanege

Aus dieser Notwendigkeit, eine Transformation anzustoßen, sei das Projekt Data Circus entstanden, berichtet Niederhofer. Das Ziel dabei ist, präzisere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, um Assets effizienter verwalten und die Rentabilität maximieren zu können. "Unser Projekt macht uns zu den Akrobaten der Datenwelt", sagt der CDO. "Wir jonglieren Immobilien mit Präzision und lassen die eingestaubte Bühne ineffizienter Prozesse im Staub der Manege verschwinden. So verwandeln wir unseren Immobilienzirkus in eine Show der Effizienz und InnovationInnovation." Alles zu Innovation auf CIO.de

Niederhofers Vorstellung im Data Circus de Cologne besteht aus acht Darbietungen:

  1. Projektinitialisierung - der Start des großen Zirkus: Das Abenteuer bei der Aachener Grundvermögen begann mit der Vision, ein holistisches Datenmodell zu erstellen. Im Innovation Lab wurden dafür folgende Technologien und methodische Ansätze ausgewählt: Snowflake, dbt, Airflow, Theobald, Azure AI Services, SOC, REST APIs und Power BI.

  2. Anforderungsanalyse und Planung - die Jongleure des Datenbedarfs: Die Business Units warfen dem Team ihre Datenanforderungen zu, die diese geschickt aufnahmen. Interne Datenquellen wie SAPSAP und Partner-APIs wurden identifiziert und in einer iterativen Roadmap geplant. Alles zu SAP auf CIO.de

  3. Infrastruktur und Datenarchitektur - das Zelt aufbauen: Der Snowflake Data Lake wurde in der Cloud aufgeschlagen, unterstützt von Data-Vault-Technik. Das SecuritySecurity Operations Center (SOC) sorgte für die notwendige Sicherheit. Alles zu Security auf CIO.de

  4. Datenintegration und Modellierung - die Magie der Daten: Die Tools von Theobald zauberten Echtzeitdaten aus SAP hervor. Dbt modellierte die Daten, während Airflow sie orchestrierte. REST APIs brachten weitere Datenquellen ins Zelt.

  5. Entwicklung und Validierung von Use Cases - die Proben: In agilen Sprints entwickelte das Team Prototypen und Minimum Viable Products (MVPs). Feedback-Schleifen mit Stakeholdern verbesserten die jeweiligen Darbietungen.

  6. KI- und Analyseintegration - die Hellseher und Illusionisten: Azure AI Services brachten KI-MagieKI-Magie ein, mit Simulationen und Empfehlungssystemen. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

  7. Datenvisualisierung und Reporting - das große Finale: Power BI zauberte beeindruckende Dashboards. Schulungen halfen den Endanwendern, die Daten zu interpretieren.

  8. Rollout und Skalierung - die Zirkuskarawane zieht weiter: Nach einer erfolgreichen Pilotphase wurde das System auf alle Geschäftsbereiche skaliert. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess verfeinerte die Daten-Show.

Am Ende stand ein datengesteuertes System, das der Aachener Grundvermögen durch die von Corona geprägte größte Immobilienkrise der Nachkriegszeit half. Trotz Pandemie sei es gelungen, eine 99-prozentige Vermietungsquote im Einzelhandel zu erreichen, beschreibt Niederhofer den Wertbeitrag. Der CO2-Ausstoß einzelner Immobilien sei um mehr als ein Fünftel gesenkt worden. Insgesamt seien die Renditen 2024 auf dem Vor-Corona-Niveau gehalten worden. Mit Hilfe der Datenstrategie seien beim Kauf und Verkauf von Immobilien bessere Ergebnisse erzielt worden. Außerdem konnte im Zuge energetischer Sanierungen durch Measure-Impact-Analysen signifikant Kosten eingespart werden.

Der Daten-Zirkus ist für Niederhofer erst der Anfang - dabei immer im Blickpunkt, die eigene innovative Daten-IT. Damit ließen Entscheidungen optimieren, Kosten senken, die Effizienz verbessern und das Wachstum fördern, beschreibt Niederhofer die Vorteile. "Dadurch erschließen wir neue Ertragsquellen und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagt der CDO. Seine IT fungiert dafür als strategischer Partner für alle Geschäftsbereiche sowie als zentraler Treiber für Innovation und Transformation.

Die Menschen bleiben das Korrektiv

Aber, so räumt Niederhofer ein, ständiges Antreiben von Wandel könne als anstrengend und die IT dabei als Störenfried wahrgenommen werden. Er verweist auf Herausforderungen beim Projekt "Data Circus", insbesondere durch interne Widerstände gegen Veränderung. Einige Teile der Organisation hätten die Transparenz und den Verlust von Macht und Einfluss gefürchtet. Daher sei es wichtig, dass der Mensch als Korrektiv eingreifen könne, da Erfahrung und Intuition die reinen Daten ergänzen und korrigieren müssten, so der CDO. Außerdem brauche es ein gut funktionierendes Change Management sowie die Unterstützung durch alle Ebenen der Organisation.

Mit seiner IT hat CDO Manuel Niederhofer die Aachener Grundvermögen komplett umgekrempelt. "Wir sind auf dem besten Weg, eine Tech-Company mit angeschlossenem Fondsmanagement zu werden."
Mit seiner IT hat CDO Manuel Niederhofer die Aachener Grundvermögen komplett umgekrempelt. "Wir sind auf dem besten Weg, eine Tech-Company mit angeschlossenem Fondsmanagement zu werden."
Foto: Aachener Grundvermögen

Die IT-Organisation bezeichnet Niederhofer inzwischen als "das Herzstück unseres Unternehmens, unser 'Digital Power House'". Hier würde alles gemeistert, vom Passwort-Reset über den SAP-Betrieb bis hin zu Data Science und Venture Capital Investments. "Wir planen unser Budget selbst und pitchen es direkt vor der Geschäftsführung", beschreibt der CDO sein Standing in der Organisation. Man verwalte das Projektportfolio eigenständig und agiere wie ein Startup. "Wir sind die Roadmap und müssen nicht darum betteln, darauf zu landen", sagt er selbstbewusst. "Tatsächlich sind wir auf dem besten Weg, eine Tech-Company mit angeschlossenem Fondsmanagement zu werden."

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