Karriereplanung

MBA ist kein Karriere-Turbo mehr

09.11.2009
Von Lothar  Kuhn und Britta Domke

Einen wichtigen Effekt hat die Wirtschaftskrise zudem noch: Viele nutzten das Studium bisher, um die Branche zu wechseln. Laut einer aktuellen GMAC-Studie wollen das derzeit immer noch 46 Prozent der befragten MBA-Studenten. Sie kommen etwa aus der Industrie und hoffen in der Finanzbranche auf höhere Gehälter und schnellere Aufstiegschancen.

Doch ein solcher Wechsel ist jetzt schwieriger. Die Arbeitsplätze bei BankenBanken sind rarer als früher; das persönliche Netzwerk der MBAs wird wichtiger, um überhaupt einen neuen Job zu finden, doch verfügen sie meist über Beziehungen in dem Wirtschaftszweig, aus dem sie kommen. Nicht zuletzt sei angesichts der vielen Bewerber, unter denen die Arbeitgeber derzeit auswählen können, "Berufserfahrung in einer Branche, in der wir stark sind, der entscheidende Faktor", so Steve Canale, der für den Mischkonzern General Electric jährlich 120 MBAs rekrutiert. Top-Firmen der Branche Banken

Wirrwarr der Studienprogramme

Da Unternehmen in den Jahren vor der Krise eifrig MBA-Absolventen eingestellt haben und immer mehr Bewerber an die Business Schools drängten, haben die Hochschulen ihr Angebot massiv ausgeweitet. Dem GMAC zufolge haben diese Institutionen in den Jahren zwischen 1997 und 2007 rund 3700 neue Managementprogramme weltweit gestartet, die sich an Teilnehmer mit akademischer Vorbildung wie einem College- oder Bachelor-Abschluss richten. Dabei hat sich das Wachstum enorm beschleunigt. Allein 2007 kamen circa 640 neue Programme hinzu, 1997 waren es nur 74.

Das Wachstum der Programme im Bereich Management fand vor allem außerhalb der USA statt - dem Land, in dem Hochschulen den MBA Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden haben. Allein in Deutschland stieg die Zahl der Programme laut MBA-Berater und Buchautor Detlev Kran von einer Handvoll Anfang der 90er Jahre auf knapp 280 vergangenes Jahr (siehe Fotostrecke: Wohin entwickelt sich der MBA-Markt?). Etwas mehr als 70 seien MBA-Programme im engeren Sinne, so Andreas Hackethal, Dekan der Goethe Business School in Frankfurt; sie hätten den Schwerpunkt General Management, also die gesamte Bandbreite der Unternehmensführung, im Blick, und erfüllten gewisse Qualitätsstandards, da spezielle Agenturen sie akkreditiert hätten.

Zu dem enormen Wachstum der Angebote in Deutschland hat auch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse an den Universitäten und Fachhochschulen beigetragen, die bis 2010 europaweit abgeschlossen sein soll. Im Zuge der Einführung von Master-Studiengängen haben viele Hochschulen zusätzlich auch MBA-Programme aufgelegt. Auf diese Weise ist eine babylonische Vielfalt an Abschlüssen entstanden, die oft nur noch Fachleute auseinanderhalten können.

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