Halbleiterzulieferer

Merck übernimmt Versum

14.04.2019
Der Darmstädter Dax-Konzern ist im Tauziehen um den amerikanischen Konzern Versum am Ziel. Mit dem 6,5 Milliarden Dollar schweren Deal will Merck eine entscheidende Schwachstelle im Geschäft ausgleichen.
Der Darmstädter Merck-Konzern hat sich im milliardenschweren Bieterrennen um den US-Halbleiterzulieferer Versum durchgesetzt.
Der Darmstädter Merck-Konzern hat sich im milliardenschweren Bieterrennen um den US-Halbleiterzulieferer Versum durchgesetzt.
Foto: Merck

Das Management der beiden Unternehmen habe sich auf die Übernahme für 53 Dollar je Versum-Aktie geeinigt und einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, teilte Merck am Freitag mit. Damit stach der Dax-Konzern mit seiner jüngst aufgestockten Offerte den US-Spezialchemiekonzerns Entegris aus, der ursprünglich den Hersteller von Spezialgasen und -chemikalien kaufen wollte.

Mit dem Vertrag wird Versum mit 6,5 Milliarden Dollar inklusive Schulden oder umgerechnet fast 5,8 Milliarden Euro bewertet. Die Darmstädter wollen mit der Übernahme ihr SpezialchemiegeschäftSpezialchemiegeschäft stärken, das bei Flüssigkristallen etwa für Smartphone-Displays unter asiatischer Konkurrenz leidet. Dass dort die einst unangefochtene Stellung von Merck bröckelt, gilt als größte Baustelle im Konzern. Top-Firmen der Branche Chemie

Das kombinierte Geschäft von Merck und Versum schaffe einen führenden Anbieter von Elektronikmaterialien für die Halbleiter- und Displayindustrie, erklärte Merck. Das Unternehmen sei damit optimal positioniert, "um von den langfristigen Wachstumstrends" in der Branche zu profitieren", sagte Vorstandschef Stefan Oschmann.

Versum-Aktionäre entscheiden

Der Deal soll laut der Angaben in der zweiten Jahreshälfte in trockenen Tüchern sein. Die Versum-Aktionäre müssen zuvor auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 26. April den Deal absegnen. Zudem bedarf die Übernahme der Zustimmung der Kartellbehörden.

Merck erwartet mit dem Zukauf Einsparungen: Im dritten vollen Jahr nach Abschluss sollen erstmals jährliche Synergien von 75 Millionen Dollar erzielt werden, hieß es. Die Profitabilität gemessen am bereinigten Betriebsgewinn je Aktie werde unmittelbar steigen, nach drei Jahren werde auch der Gewinn je Aktie zulegen.

Versum-Chef Ghasemi begrüßt die Übernahme

Zuvor hatte sich Merck ein Bieterrennen mit dem US-Spezialchemiekonzern Entegris geliefert, der sich schon im Januar auf eine rund vier Milliarden schwere Übernahme von Versum in Aktien geeinigt hatte. Die Deutschen grätschten mit einem Angebot von knapp sechs Milliarden Dollar in bar dazwischen und stießen zunächst auf Ablehnung. Daraufhin wagte Merck einen feindlichen Übernahmeversuch und brachte die Amerikaner mit einer um 545 Millionen Dollar erhöhten Offerte zum Einlenken. Versum kündigte daraufhin seinen Fusionsvertrag mit Entegris, der Spezialchemiekonzern seinerseits verzichtete auf ein Nachlegen bis Ablauf der Frist am Donnerstag.

Versum mit Sitz in Tempe (Arizona) beschäftigt 2.300 Mitarbeiter und erzielte 2018 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar. In den vergangen Jahren stieg der Erlös laut der Angaben kräftig um je mehr als zehn Prozent. Die Amerikaner begrüßten den Deal: "Durch die Kombination unserer Geschäfte werden sich Größenvorteile, eine Erhöhung von Produkt- und Dienstleistungstiefen, eine erweiterte globale Präsenz und eine optimierte Lieferkette ergeben", erklärte Seifi Ghasemi, Vorsitzender der Geschäftsführung von Versum. (dpa/rs)

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