Strategien


Performance-Management

Messfühler im Epizentrum

Infrastruktur-Management ist nicht die Paradedisziplin von CIOs. 30 Prozent ihres Budgets stecken sie in das Monitoring der Hardware. Dabei entsteht fast die Hälfte der Fehler in den Anwendungen. Inzwischen setzen CIOs vermehrt auf Daten-Seismographen-Messpunkte im Netzwerk.

Immer wieder beschwerten sich die Nutzer aus den Zweigstellen des Schweizer Logistikers Kühne und Nagel über eine neue webgestützte Anwendung: Die Antwortzeiten seien zu lang, und das Bild des Frachtverfolgungssystems würde sich erst nach zwei Minuten aufbauen. Das neue Kundenmanagement-System sei derart breitbandhungrig, dass zwei Mitarbeiter aus dem CRM-Bereich nahezu den gesamten Datenstrom "klauen" würden.

"Es waren die täglichen Vorkommnisse", sagt Michael Dembeck, Manager Corporate Network, die seinen Arbeitgeber Kühne und Nagel vor zwei Jahren zu einem neuen Konzept des Performance-Management zwangen. "Immer wieder gab es Überlastsituationen - das Netz war langsam, Bandbreiten stimmten nicht", sagt Dembeck, den meist erst die Nutzer informierten.

Für den Analysten Thomas Mendel vom US-Marktforschungsinstitut Forrester kommen derartige Schilderungen nicht überraschend. Laut einer ForresterUmfrage unter 430 leitenden IT-Angestellten in Europa und den USA Anfang des Jahres geben Unternehmen 30 Prozent des Infrastruktur-Budgets für das Monitoring der Netz-Hardware aus, obwohl dort nur zwei Prozent der Probleme entstehen. In das Monitoring der Anwendungen hingegen fließen nur zehn Prozent des Geldes, obwohl dort mit 44 Prozent fast die Hälfte der Probleme auftauchen.

Das kann Dembeck von Kühne und Nagel aus eigener Erfahrung bestätigen: "Wir waren vorher stark auf das Netzwerk konzentriert, das Problem liegt allerdings häufig in den Anwendungen." Das kann Dembeck nach Implementierung eines neuen PerformanceManagement-Systems jetzt viel besser handlen: "Wir haben jetzt eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Investitionen im Netzwerk", erläutert Dembeck. Eine "Priorisierung der Dienste im Netz" sei nun möglich. "Die Verteilung des Netzverkehrs läuft erheblich besser. Immer seltener sind teure Bandbreiten-Upgrades nötig", so der NetzManager. Außerdem erfährt er jetzt vor seinen Kunden, wenn irgendwo ein Engpass entstehen sollte.

Damit zählt Dembeck zur gut informierten Minderheit. "Die Mehrzahl der Probleme wird nach wie vor nicht vom Infrastruktur-Management erkannt, sondern vom User", weiß der Principal-Analyst Mendel zu berichten. Deren Prozentsatz sei sogar gestiegen - von etwa 50 auf knapp 80 Prozent.

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