Cloud Computing


Cloud-Giganten

Microsoft Azure - mit der deutschen Cloud zu neuen Geldquellen

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Nano-Server und Container im Anrollen

Zusammen mit Windows Server 2016 wird Microsoft eine eigene Container-Technik einführen, die auch auf Azure zur Verfügung stehen wird. Diese Hyper-V-Container sollen die Docker-Container auf Basis von Linux sowie Windows-Container ergänzen. Jeder Hyper-V-Container enthält eine Basisversion von Windows und nutzt den Hypervisor Hyper-V, um eine vom Host isolierte IT-Umgebung aufzubauen. Das Management erfolgt mithilfe von Tools, die auch bei Docker zum Zuge kommen.

Nano-Server sind bei Amazon Web Services bereits seit Ende 2015 verfügbar, beispielsweise die T2.Nano-Instanz für Workloads mit geringen Leistungsanforderungen. Microsoft will Nano-Server ebenfalls zusammen mit Windows Server 2016 über Azure bereitstellen. In beiden Fällen, bei Containern und Nano-Servern, hat AWS bislang die Nase vorn. Dies gilt auch für ein weiteres Feld: Open-Source-Lösungen.

Herzlich willkommen Open Source

Microsoft tat sich im Gegensatz zu Amazon Web Services lange schwer mit dem Thema Open Source. Dagegen zeigte AWS von Beginn an keine Berührungsängste. Datenbanken und Orchestration-Lösungen sowie das Betriebssystem Linux gehören seit längerer Zeit zum Portfolio von Amazon. Zudem integriert AWS neue Open-Source-Lösungen schneller als Microsoft in seine Produktpalette. Ein Beispiel ist die Container-Technik Docker.

Microsoft zeigte sich in dieser Beziehung zögerlicher. Der Grund dafür ist die starke Fixierung auf Windows und proprietäre Software, auch wenn sich Microsoft offiziell als einer der größten Protagonisten von Open Source darstellt. Die restriktive Haltung hat Microsoft allerdings aufgegeben, auch im Bereich Cloud Computing. So können Nutzer von Azure seit Februar 2016 Images von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) in der Microsoft-Cloud speichern. Das gilt auch für Versionen von RHEL, die Unternehmen bereits im Einsatz haben und nun auf eine Cloud-Plattform portieren wollen.

Für die technische Unterstützung der Anwender sind Experten beider Unternehmen zuständig. Auf diese Weise ebnen Red Hat und Microsoft Unternehmen den Weg in die Microsoft-Cloud, ohne bereits erworbene Software-Lizenzen abschreiben zu müssen. Anfang März kündigte der Konzern zudem eine Linux-Version seiner weitverbreiteten Datenbank SLQ Server an.

Dennoch ist festzuhalten, dass AWS schneller neue Technologien und Open-Source-Ansätze aufgreift als Microsoft mit Azure. Dies muss für Microsoft nicht unbedingt ein Nachteil sein, weil sich das Unternehmen auch im Bereich Public Cloud auf ein starkes Windows-Ökosystem stützen kann.

Ökosystem von Partnern und Entwicklern

Im Bereich Platform as a Service stuft das deutsche Beratungsunternehmen Experton Group Microsoft als Anbieter mit dem "umfangreichsten und bekanntesten Angebot am Markt" ein. Als Pluspunkt von Azure führt Experton das große Ökosystem von Partnern an. In dieser Beziehung könne kein Mitbewerber Microsoft das Wasser reichen. Entwicklern stehen in der Microsoft-Cloud Tools zur Verfügung, wie sie in der Praxis häufig Verwendung finden, von Visual Studio über ein Management von Schnittstellen (API, Application Programming Interface) bis hin zu .NET und Visual C++. Hinzu kommt die Einbindung von System Center und weiteren Managementwerkzeugen. Dadurch wird die Integrität von Anwendungen sichergestellt.

Was die Bereitstellungsmodelle betrifft, bietet Microsoft Azure Anwendern eine breite Palette von Optionen: Public-Cloud-Services, gehostete Cloud-Dienste und Private-Cloud-Angebote. "Auf technischer Ebene ist Microsoft mit Azure seit geraumer Zeit mit AWS auf Augenhöhe", stellt denn auch René BüstRené Büst fest, Senior Analyst und Cloud Practice Lead beim deutschen Beratungshaus Crisp Research. Profil von René Büst im CIO-Netzwerk

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