Tagesabläufe von 94 Chefs untersucht

Misserfolgsrisiko CEO

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Die Studie beleuchtet auch, was das konkret heißt. Wegen des stärkeren Wettbewerbsdrucks gelingt es zum einen in multinationalen Konzernen besser, diese Form von suboptimalem Management zu verhindern. Die CEOs verbringen um etwa 50 Prozent mehr Zeit mit Insidern und um 50 Prozent weniger alleine mit Outsidern als im Durchschnitt. Ähnlich positiv wirkt sich offenbar die geringere Anonymität in Familienunternehmen aus.

Der weibliche Faktor

Ein großer Aufsichtsrat, der häufig in seinen Entscheidungsmechanismen gehemmt und tendenziell inaktiv ist, wirkt offenbar kontraproduktiv. Ein kleines und schlagkräftiges Gremium behält das Zeitbudget des CEOs hingegen besser im Griff, so die Autorinnen. Förderlich sei es, wenn zumindest eine Frau im Aufsichtsrat sitzt, denn das stachelt die männlichen Mitglieder anscheinend zu ernsthafter Kontrolltätigkeit an. Arrangements, die die Entlohnung des CEOs an den Firmenerfolg binden, zeitigen ebenso die erwartbaren Folgen für die Verteilung des Zeitbudgets.

In der ökonomischen Theorie könne es für die aufgezeigten Zusammenhänge zwar auch andere Erklärungsmuster – etwa durch externe Schocks – geben, schreiben die Autorinnen: „Wir überlassen es dem Leser zu beurteilen, welche der beiden Interpretationen plausibler erscheint.“ Ein elegant zurückhaltendes Fazit nach pointiert vorgetragenen Thesen, die eigentlich keine Fragen mehr offen lassen.

Die Studie „What Do CEOs Do?“ ist auf der Homepage der Harvard Business School erhältlich.

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