Strategien


Berliner Verkehrsbetriebe

Mit agilen Methoden in die digitale Zukunft

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Der größte kommunale Verkehrsbetrieb Deutschlands muss sich neuen Konkurrenten und dem rasanten technischen Wandel stellen. Digitalvorstand Henrik Haenecke setzt auf agile Methoden und Design Thinking, um die Berliner Verkehrsbetriebe fit zu machen für die Herausforderungen der Digitalisierung.

Eigentlich könnten es sich die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in ihrem Geschäftsfeld gemütlich machen. Mit dem Land Berlin haben sie einen Verkehrsvertrag für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geschlossen, der 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit um weitere 15 Jahre verlängert wird. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht, berichtet Henrik Haenecke, der seit August 2016 im Vorstand die Bereiche Finanzen, Digitalisierung und Vertrieb verantwortet: "Wir sehen uns mit einer Reihe neuer Wettbewerber beispielsweise im Bereich Shared Mobility konfrontiert. Der technische Wandel im Kerngeschäft hat sich im Zuge der Digitalisierung erheblich beschleunigt." Fast jedes Projekt bei der BVG sei heute ein digitales, so der langjährige McKinsey-Berater. Darauf müsse man sich einstellen.

BVG-Digitalvorstand Haenecke: "Wir wollen agile Methoden als Kernkompetenz in der gesamten Organisation aufbauen."
BVG-Digitalvorstand Haenecke: "Wir wollen agile Methoden als Kernkompetenz in der gesamten Organisation aufbauen."
Foto: BVG / Oliver Lang

Mit rund 14.000 Mitarbeitern ist die BVG der größte kommunale VerkehrsbetriebVerkehrsbetrieb Deutschlands. 2016 transportierte sie mit U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen mehr als eine Milliarde Fahrgäste; das entspricht gut 2,8 Millionen Fahrten pro Tag. Doch Haenecke will sich auf diesen Zahlen nicht ausruhen. Die Herausforderungen der digitalen Transformationen erforderten in vielen Bereichen eine neue Herangehensweise. Top-Firmen der Branche Transport

Um den Innovationsprozess zu verbessern, setzt er bereichsübergreifend auf agile Methodenagile MethodenundDesign ThinkingDesign Thinking. In einem Führungskräfte-Workshop etwa wurden neue Ideen erarbeitet, sechs davon werden derzeit agil weiterverfolgt. Die Projektteams entwickeln dazu Minimum Viable Products (MVP), um frühzeitig die Akzeptanz neuer Lösungen zu testen. Haenecke: "Wir bewegen uns in kleinen Schritten zum Ziel." Alles zu Agile auf CIO.de Alles zu Design Thinking auf CIO.de

Design-Thinking-Ansatz

Das Thema Agilität war für die meisten Mitarbeiter neu, einschlägiges Wissen in der Organisation kaum vorhanden. Für die rund 150 an den Projekten beteiligten Fach- und Führungskräfte holte der Digitalvorstand "agile Coaches" an Board. In vielen Fällen leisteten sie zunächst Aufklärungsarbeit. Haenecke: "Die Mitarbeiter mussten lernen, sich in den Kunden, sprich Fahrgast oder auch Straßenbahnfahrer, hineinzuversetzen." Getreu dem Design-Thinking-Ansatz entwickelten die Projektteams dazu verschiedene Personas.

Ein konkretes Beispiel dreht sich um das Schadensmanagement an Straßenbahnen. Entdeckt ein Straßenbahnfahrer etwa eine defekte Tür, hinterlässt er den Servicetechnikern bisher in der Regel einen handgeschriebenen Zettel. In einem neuen Szenario würde er das per App auf einem Smartphone erledigen.

Früher hätte man für eine solche Anwendung aufwändig ein Lastenheft erstellt, berichtet Haenecke. Im Rahmen eines agilen Vorgehens erstellten die Mitarbeiter ein MVP und testeten die Praxistauglichkeit. Ergebnis: Mit der App allein war es nicht getan; die BVG muss nun auch den ganzen Werkstattprozess ändern, um zu Verbesserungen zu kommen.

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