GROHE - Digitale Transformation in der Sanitärbranche

Mit Digitalisierung die Zukunft des Wassers gestalten

Michael Rauterkus ist CEO der GROHE AG.
Digitalisierung ist keine Frage der Technik, sondern der Denkweise. Was das konkret für die globale Sanitärmarke GROHE bedeutet, schildert CEO Michael Rauterkus.
Mit einem intelligenten Wassersicherheitssystem startete GROHE vor zwei Jahren die Digitalisierung des Wassers.
Mit einem intelligenten Wassersicherheitssystem startete GROHE vor zwei Jahren die Digitalisierung des Wassers.
Foto: GROHE

GROHEGROHE ist als eine globale Marke für ganzheitliche Badlösungen und Küchenarmaturen bekannt. Dennoch war das Management frühzeitig davon überzeugt, dass das Unternehmen auf Dauer nicht unverändert als reiner Hardware-Hersteller am Markt agieren kann. Wir haben uns deshalb bewusst dafür entschieden, das Unternehmen zu einer treibenden Kraft der digitalen Transformation innerhalb der Sanitärbranche zu entwickeln. Dabei ist für uns die DigitalisierungDigitalisierung keine Frage der Technik, sondern der Denkweise. Wir realisieren keine Innovationen der Innovationen wegen, sondern neue Produkte und Services, die für uns und unsere Kunden und Partner neue Business-Modelle mit echtem Mehrwert ermöglichen. Top-500-Firmenprofil für Grohe Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Digitale Lösungen für das Wasser

Wasser selbst lässt sich natürlich nicht digitalisieren. Es lässt sich analog erfahren - eines der natürlichsten Erlebnisse, die es gibt. Wir haben jedoch stets in einem größeren Kontext über Wasser nachgedacht. Dadurch eröffnen sich neue Chancen, Konsumentenlösungen und Servicemodelle - und diese sind erst durch die Digitalisierung realisierbar.

Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie diskutierten wir vor einigen Jahren intern, welche Produkte sich mithilfe digitaler Technologien über das weltweit etablierte Portfolio hinaus sinnvollerweise (weiter-)entwickeln lassen. Hierfür ließen wir die Technologien und Lösungen von etwa 300 Start-ups analysieren und auf mögliche Kooperationen und Investitionen prüfen. Während eines gemeinsamen Austauschs zu den verschiedenen Optionen kam die Gesprächsrunde auf die große Problematik von Wasserschäden zu sprechen. Das war der Startschuss für die Entwicklung einer Smart-Home-Lösung, mit der sich Wasserschäden vermeiden lassen.

Gefahrenquelle Wasserschaden

Intelligente Armatur mit digitaler Temperaturanzeige.
Intelligente Armatur mit digitaler Temperaturanzeige.
Foto: GROHE

Wer schon einmal einen Wasserschaden im eigenen Zuhause erlebt hat, weiß, wie ärgerlich, nervenaufreibend und kostspielig das ist. Sowohl bei Leckagen als auch bei einem Wasserrohrbruch können Schäden an der Einrichtung und an der Bausubstanz entstehen, aber auch Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen werden. Reparaturen sind häufig langwierig, oft müssen tage- oder sogar wochenlang Trocknungsgeräte laufen, bis die Feuchtigkeit in der Bausubstanz verdunstet ist. In manchen Fällen sind einzelne oder sogar sämtliche Zimmer über längere Zeit unbewohnbar.

Und die Gefahr eines Wasserschadens ist groß: Statistische Untersuchungen zeigen, dass alle 30 Sekunden in Deutschland ein Rohr platzt, sich eine Dichtung löst oder eine Armatur leckt. Dabei werden 41 Prozent der Rohrbrüche nicht sofort bemerkt und führen dazu, dass große Mengen an Wasser ausfließen und verschwendet werden. Auch die wirtschaftliche Dimension ist enorm: In Deutschland belaufen sich die Reparaturkosten infolge von Wasserschäden auf durchschnittlich 3.200 Euro. Neben den Kosten besteht auch ein Gesundheitsrisiko durch Wasserschäden, denn aufgrund der entstehenden Feuchtigkeit kann sich bereits nach 24 Stunden Schimmel bilden, der Atemwegsbeschwerden, Asthma und Allergien auslösen kann.

Smart-Home-Lösung plus Business-Modell

Die Überlegung war, mit einem intelligenten Wassersicherheitssystem selbst Mikroleckagen in Wasserrohren zu entdecken und im Fall eines Rohrbruchs die Wasserzufuhr automatisch schließen zu lassen. Es blieb nicht bei der Theorie. Seit 2017 bieten wir eine Smart-Home-Lösung inklusive passendem Geschäftsmodell. Dabei durchlebten wir eine steile Lernkurve. Ursprünglich hatten wir das Produkt für den Endverbraucher konzipiert und den Vertrieb mit einer umfassenden Marketingkampagne eingeleitet.

Für Installateure gab es eigene Schulungsprogramme rund um das Produkt, um sie in die Vertriebsstrategie einzubinden. Doch besonders groß war am Ende das Interesse der Versicherungen: Eine der größten Herausforderungen für Sachversicherungen sind Wasserschäden; hier verzeichnen sie die höchsten Verluste - noch vor Schäden, die durch Brände oder Sturm verursacht werden.

Im Laufe der Zeit haben wir die Zusammenarbeit mit den Versicherern immer weiter intensiviert. Um den optimalen Einsatz einer Smart Home-Lösung gegen Wasserschäden zu gewährleisten, empfahl sich zudem die Kooperation mit branchenübergreifenden Partnern wie Fertighausherstellern, Wohnungsbaugesellschaften und Anbietern von Sicherheitstechnik. Zusammen mit diesen Partnern und führenden Industrievertretern wie relayr - Munich Re, Telekom, Nest, HDI und Provinzial Rheinland denken wir bei GROHE Wassersicherheit und Wassermanagement neu.

Co-Creation mit Partnern

Der 3D-Druck ermöglicht neue Designs von Wasserhähnen.
Der 3D-Druck ermöglicht neue Designs von Wasserhähnen.
Foto: GROHE

Durch die Kooperationen gewannen wir zudem Einblicke in Infrastrukturen und branchenspezifische Erkenntnisse, die weit über unser Kerngebiet hinausgehen. Gemeinsam mit Partnern sind wir somit in der Lage, in Co-Creation-Prozessen innovative Konzepte entwickeln, um das bestmögliche Produkt auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig bauen wir auf diese Weise eine intelligente Plattform auf, die einmal das größte Ökosystem für Wassersicherheit und -management werden soll.

Das eröffnet nicht nur uns ein neues Geschäftsfeld, sondern optimiert - vollkommen datenbasiert - auch die Business-Modelle unserer Partner. Denkbar ist beispielsweise, dass Versicherer ihren Kunden das Produkt zur Verfügung stellen, um das Risiko für Wasserschäden zu minimieren oder Endverbrauchern günstigere Versicherungstarife angeboten werden, wenn sie sich die Technologie selbst zulegen.

Ein weiterer Vorteil für Endverbraucher ist die Möglichkeit, über die zum Wassersicherheitssystem zugehörige App den eigenen Wasserverbrauch transparent nachzuvollziehen. Neben den dadurch möglichen Einsparungen bei Wasser- und Energiekosten wird eine solche Funktion in Zeiten von steigender Ressourcenknappheit immer relevanter, um das eigene Nutzungsverhalten anzupassen und nachhaltig mit Wasser umgehen zu können.

Wasserhahn aus dem 3D-Drucker

Darüber hinaus nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung auch, um Design- und Produktionsprozesse zukunftsgerichtet aufzustellen. Hierfür haben wir etwa den 3D-Technologieprozess weiterentwickelt, um den besonderen Herausforderungen des Metalldrucks gerecht zu werden. Das erlaubt eine völlig neue Denkweise im Produktdesign. So können wir als Marke mithilfe des 3D-Metalldrucks Produkte herstellen, die im ersten Moment nicht realisierbar erscheinen. Diese Produktionsmethode bietet zudem die Möglichkeit, Armaturen in kleinen Stückzahlen nach den Wünschen der Kunden zu entwickeln.

Personalisierungen sind somit keine Grenzen mehr gesetzt. Zugleich handelt es sich beim 3D-Druck3D-Druck um eine besonders ressourcenschonende Methode zur Herstellung von Armaturen: Es wird nur das Material geschmolzen, welches im fertigen Produkt verbleibt. Zudem ist es möglich, Komponenten wie Auslauf und Griffe deutlich dünner und dadurch materialsparender herzustellen. Alles zu 3D-Druck auf CIO.de

Unsere Erfahrung zeigte uns, dass Digitalisierung ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie sein muss. Sie ist ein Veränderungsprozess und es ist Aufgabe des Managements, diesen zu gestalten. Auch die Mitarbeiter müssen von der Notwendigkeit der Digitalisierung überzeugt werden und Teil des Prozesses sein. Hier kommunizieren wir eine wichtige Botschaft nach innen: Während Digitalisierung neue Chancen schafft, bleiben die Werte erhalten. Nur so lässt sich die Zukunft des Wassers aktiv gestalten

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