Gemeinsam Software entwickeln

Mit SAP in wildem Wasser

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Das aber ist der Kern vieler Interessenkonflikte, die bei der Konstellation SAP und Entwicklungspartner programmiert sind. Walldorf ist vor allem daran gelegen, Prozesse abzubilden, die übertragbar sind, während die Partner insgeheim hoffen, dass SAP für sie eine Individuallösung zimmert. Dabei sagt SAP-Geschäftsführer Michael Kleinemeier unmissverständlich: "Es macht keinen Sinn, sich in Individualprojekte reinziehen zu lassen. Dann sagen wir nein."

SAP-Lösung gefährdet Wettbewerbsvorteil

Nicht alle Unternehmen halten deshalb eine Entwicklungspartnerschaft mit SAP für erstrebenswert. Die Techniker Krankenkasse beispielsweise nutzt zwar SAP-Module out of the box für Standardanwendungen. Branchenspezifische Anwendungen entwickelt man aber lieber unter dem Namen TKeasy auf Java-Basis selbst, sagt IV-Leiter Dietmar Schröder. Er sieht bislang keinen Grund, den Walldorfern oder irgendjemand anderem tiefe Einblicke in die Abläufe und das Branchen-Know-how der Techniker zu gewähren: "Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, um Wettbewerbsvorteile zu erhalten."

Die Karstadt Quelle AG hat dagegen keine Probleme damit, SAP tiefe Einblicke zu erlauben. Seit Mitte vorletzten Jahres entwickelt man gemeinsam ein Standard-Warenwirtschaftssystem für den stationären Einzelhandel. Schwerpunkt: Textilien und Sportartikel. Eine Win-Win-Situation, sagt Gesamtprojektleiter Christian Marzinzik: "SAP hat die Chance, mit dem Konkurrenten Retek gleichzuziehen. Das verpflichtet die Firma, penibel an den Projektterminen festzuhalten." Mitte Mai soll die Testphase der ersten neuen Softwarebausteine beginnen.

Während man bei Karstadt nichts über die Kosten und die Mannstärke des Projekts erfährt, wird am Beispiel Postbank deutlich, wie aufwändig die Kooperationsprojekte sind. Sie hat gemeinsam mit SAP einen Transaktionsplattform entwickelt, über die die Konten der eigenen Kunden sowie die der Dresdner und der Deutschen Bank geführt werden. "Diese Plattform ist das Herz der Bank", sagt IT-Vorstand Dirk Berensmann. An der Entwicklung waren allein auf Postbank-Seite bis zu 800 Personen beteiligt. Über 200 Millionen Euro kostete das Projekt. Das Gros der Summe entfiel dabei allerdings auf ein neues RechenzentrumRechenzentrum und andere Projektteile und wanderte nicht in die Taschen von SAP. Im Gegenteil, die Postbank hat so gut verhandelt, dass die Walldorfer die gesamten Entwicklungskosten trugen. "Wir bezahlen nicht den Preis, der eigentlich bei einem Integrations- oder Entwicklungsprojekt anfallen würde, sondern praktisch nur Lizenzkosten, die angefallen wären, wenn wir ein bereits existierendes Produkt eingesetzt hätten", freut sich Berensmann. Vor diesem Hintergrund schmerzt es ihn nicht, dass die Walldorfer möglicherweise bei anderen Projekten mit den hier gewonnenen Erfahrungen viel Geld verdienen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

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