Strategien


Elektronikhersteller

Mit welchen Methoden Samsung die Welt erobert

14.05.2014

Die Kontrollsucht ist ungebrochen

Auch wenn Samsung inzwischen über einen Beteiligungsfonds junge Firmen mit innovativen Technologien fördert, bleibt Konzernkenner Anthony Michell in Seoul skeptisch: "In der DNA von Samsung ist ein Bürokratismus angelegt, der sich nur schwer überwinden lässt." So verlassen Ausländer Samsung meist irgendwann einmal, weil sie nicht sehr weit aufsteigen können. Wichtige Positionen bleiben Koreanern vorbehalten. Wie weit Samsung von den Erfordernissen der iPhone-Ära entfernt ist, zeigt eine Anekdote: Vor drei Jahren schickte der Konzern seine Manager zu Hunderten ins Kino, um beim 3-D-Science-Fiction-Film "Avatar" die Fantasie für neue Produkte anzuregen.

Derlei Aktionen sowie die Lockerungen in "Samsung Digital City" werden Fantasie und Kreativität der Elektroniksparte so lange nicht sprießen lassen, wie der alte Geist auf anderen Ebenen weiterwabert. Denn obwohl die Familie Lee nur fünf Prozent der Aktien von Samsung Electronics hält, sitzen im Verwaltungsrat des direkten Apple-Konkurrenten nur Samsung-Manager und Lee-Verbündete, die Teile des clan-typischen Nordkorea-Stils weiter pflegen.

So ist die Kontrollsucht bei Samsung ungebrochen. Laut einem Bericht des öffentlich-rechtlichen koreanischen Fernsehsenders MBC überwacht eine Sonderabteilung im Konzern bis heute unliebsame Mitarbeiter. Alle Beschäftigten dürfen das GPS-Signal in ihrem Handy nicht abschalten, damit sich ihre Bewegungen ständig überwachen lassen. Jederzeit darf das Unternehmen die persönliche Habe der Mitarbeiter im Betrieb durchsuchen lassen. Bis heute gibt es bei Samsung Electronics keine unabhängige Gewerkschaft. Wirksame Mitspracherechte werden ausgehebelt, indem sich nur loyale Mitarbeiter als Arbeitnehmervertreter wählen lassen dürfen.

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