Anbieter und Lösungen

Mobile Payment in Deutschland kommt langsam in Gang

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

PayPal hat mit einem Koffer in Berlin angefangen

PayPal zählt weltweit über 162 Millionen aktive Kunden, rund ein Zehntel davon in Deutschland. 2014 kam die frühere Ebay-Tochter auf vier Milliarden Zahlungen weltweit, rund eine Milliarde davon waren nach eigenen Aussagen auf Mobile Payment zurückzuführen. Zu Deutschland werden diesbezüglich keine Daten bekanntgegeben. Da das Unternehmen eine Banklizenz hat, ergeben sich für Kunden viele Vorteile. So können sie ihr PayPal-Konto nicht nur zur Abrechnung von Online-Käufen, sondern auch zum Geldtransfer an Freunde nutzen. Einkaufen und Bezahlen im Internet sind in der Regel kostenfrei, nicht so für den Zahlungsempfänger. Der muss als Privatperson 1,9 Prozent drauflegen, Händler je nach Volumen 1,5 oder 1,7 Prozent.

Einer PayPal-Umfrage vom Mai 2013 zufolge wollten damals 9 von 10 Deutschen gerne mobil bezahlen und die Geldbörse zu Hause lassen. Fraglich ist nur, wo das möglich ist, denn vielfach heißt es in der Gastronomie und im Einzelhandel immer noch "nur Bares ist Wahres", und wenn Karte, dann nur die EC-Karte.

Der Einstieg von PayPal ins Mobile Payment begann hierzulande im November 2013 in Berlin zusammen mit Orderbird, nach eigenen Angaben Nr. 1 bei iPad-Kassensystemen für die Gastronomie. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurden dabei zehn ausgewählte Restaurants, Cafés und Bars im Zentrum der Bundeshauptstadt an das zunächst "Check-in", später "Einchecken mit PayPal" genannte System angeschlossen. Über den "Läden"-Reiter kann man sie mobil ansteuern und dort auch gleich mobil bezahlen.

Im Sommer 2014 kam dann die Ankündigung, das Angebot auf ganz Deutschland auszuweiten. Im Frühjahr 2015 war das mobile Bezahlen mit PayPal bundesweit bereits in über 200 Gaststätten möglich. An der offiziell kommunizierten Zahl hat sich seither nichts geändert. Unterstützt wird die PayPal-App und das Einchecken über das Smartphone auch von einer Reihe von Snack-Automaten. Voraussetzung ist, dass der Kunde über ein PayPal-Konto verfügt und dort seine Bankdaten beziehungsweise Kreditkartennummer hinterlegt hat.

Zurück zur Gastronomie und zum Prozedere: Hat man sich in einem der ausgewählten Cafés oder Restaurants eingecheckt, werden im jeweiligen Kassensystem der Name und das persönlich bei PayPal hinterlegte Foto des Nutzers angezeigt. Denn die Autorisierung erfolgt über Bildabgleich. Sind alle Modalitäten geklärt, löst der Kellner oder Händler den Zahlvorgang aus, indem er auf das Bild des Kunden klickt. Diesem wird dann per Push-Nachricht mitgeteilt, dass er eine Zahlung mit PayPal getätigt hat und demnächst per E-Mail einen Rechnungsbeleg erhält.

Die Zahlung per Einchecken mit PayPal ist kostenlos, Bezahlen muss aber wie bei Online-Käufen der Zahlungsempfänger. Dennoch kann die Company aus dem Pilotprojekt in Berlin auch auf positive Resonanz verweisen.

Gut angenommen wird laut PayPal auch die Möglichkeit, über die QRShopping-App rund um die Uhr Waren zu bestellen, sofern diese mit dem zweidimensionalen Barcode ausgezeichnet sind. Diese quadratische Matrix aus bis zu 177 x 177 schwarzen und weißen Elementen sieht man immer öfter von ganz klein bis ganz groß auf stationären oder mobilen Werbetafeln, in Katalogen oder im Internet neben Produkten prangen. Die QRShopping-App macht aus der Kamera des Smartphones oder iPads ein QR-Code-Lesegerät.

Eine 128-bit-Verschlüsselung und der PayPal-Käuferschutz sollen hohe Sicherheit bieten; allerdings wird vielfach bemängelt, dass bei fehlerhaftem Versand oder anderen Konflikten kein Rechtsanspruch bestehe.

Mit den Pilotprojekten in Berlin ist PayPal von den oben genannten vier IT- und Internet-Riesen tatsächlich der einzige, der in Deutschland schon eine mPayment-Lösung zum Laufen gebracht hat. Während Apple und Samsung mit ihren jeweils Pay genannten Angeboten noch einen Bogen um Deutschland machen, ist Google Wallet (ehemals Google Checkout) in der Bundesrepublik zwar bereits seit Mai 2011 verfügbar. Anders als in den USA beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten noch auf Online-Zahlung im Google Playstore für den Erwerb von Apps zum Beispiel sowie auf das Überweisen und den Empfang von Geldbeträgen.

In den USA kann man dagegen mit Google Wallet in über 100 Geschäften (Stand Mitte 2014) per NFC-Chip mit Tap&Pay mobil bezahlen. Für den Fall, dass kein NFC-fähiges PayPass- oder PayWave-Handy vorhanden ist, kann man auch eine Google-Wallet Card beantragen, die wie die Smartphone-Lösung an eine MasterCard gekoppelt ist. Somit ist Google Wallet theoretisch überall verfügbar, wo die MasterCard als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Gerüchte, dass Google den mPayment-Spezialisten Softcard übernehmen würde, haben sich mittlerweile bestätigt.

Die Nutzung von Google Wallet selbst ist kostenlos, Gebühren können aber bei der Abrechnung über die Kreditkarte anfallen. International kooperiert Google laut kreditkarte.de mit MasterCard, mit dem US-Mobilfunkanbieter Sprint Nextel und dem Finanzdienstleister Citigroup. Anbieter sind unter anderem o2, die Deutsche Telekom, Vodafone und WireCard.

Die Nutzung ist nicht nur auf Android (ab Version 2.3) beschränkt, sondern schließt auch Apple iOS ab Version 8 ein. Dabei ist die Zahl der Geräte, die NFC unterstützen, noch sehr überschaubar. Vielleicht liegt es auch daran, dass NFC keine Voraussetzung mehr für die Nutzung von Google Wallet ist. Mit Apple (ab iPhone 6) soll das mobile Bezahlen über NFC aber so richtig in Fahrt kommen, so die Hoffnung. Juniper Research rechnet jedenfalls damit, dass die Zahl der Nutzer sich zwischen 2014 und 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen wird. Damit wären wir schon bei dem nächsten großen Player, nämlich Apple.

Zur Startseite