Telekom startet mit eigenen Campus-Netzen für die Industrie

Mobilfunk-Netz als Network as a Service

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Zuverlässige Mobilfunkabdeckung auf dem eigenen Firmengelände? Das will die Telekom künftig mit ihren Campus-Netz-Angeboten Campus M und L gewährleisten.
Zur optimalen Ausleuchtung eines Firmengeländes, so die Telekom, werde man bei den neuen Campus-Netzangeboten auch zusätzliche Antennen installieren.
Zur optimalen Ausleuchtung eines Firmengeländes, so die Telekom, werde man bei den neuen Campus-Netzangeboten auch zusätzliche Antennen installieren.
Foto: TPROduction - shutterstock.com

Zunehmende DigitalisierungDigitalisierung, IoT/Industrie 4.0Industrie 4.0, immer mehr autonome Transportsysteme - die digitale Transformation der Produktionsprozesse schreit förmlich nach einem "always on". Doch die Vernetzung bis zum letzten Sensor im allerletzten Winkel ist aufwändig und häufig kommen Kabel aus baulichen Gründen nicht in Betracht. Und der störungsfreie Betrieb eines WLAN-Netzes gehört auch nicht unbedingt zur Kernkompetenz vieler Unternehmen. Und nicht jedes Systemhaus offeriert dies als Dienstleistung. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Die Marktlücke will nun die Deutsche TelekomDeutsche Telekom mit zwei Netzwerk-as-a-Service-Angeboten schließen. Gegen einen monatlichen Fix-Betrag erhalte der Anwender ein dediziertes Mobilfunknetz auf seinem Firmengelände. Der neue Service wurde bereits in Pilotprojekten bei Osram, ZF FriedrichshafenZF Friedrichshafen und BorgWarner (Ungarn) getestet. Bei ihrem Angebot unterscheidet die Telekom zwischen Großkunden und Mittelstand und adressiert diese mit den Produktvarianten Campus L und M. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Telekom Top-500-Firmenprofil für ZF Friedrichshafen

Campus-Netz für den Mittelstand

Der neue Service wurde bereits in Pilotprojekten - etwa hier bei Osram mit autonomen Robotern - getestet.
Der neue Service wurde bereits in Pilotprojekten - etwa hier bei Osram mit autonomen Robotern - getestet.
Foto: Telekom

Weil der Aufbau und Betrieb von dedizierten Netzwerken aufwendig und teuer ist,entwickelt die Telekom für den Mittelstand Campus M. Hier erfolgt die Versorgung eines Firmengeländes über das öffentliche Netz. Um eine Mobilfunkabdeckung bis in jeden Winkel des Firmengeländes zu ermöglichen, werden bei Bedarf Extra-Antennen auf dem Gelände und in den Gebäuden installiert. Die Daten gehen logisch getrennt vom öffentlichen Netz an den oder die verarbeitenden Rechner. Ähnlich wie im Festnetz nutzt das Unternehmen dann ein virtuelles privates Netzwerk (VPN). Über verschiedene Quality-of-Service-Komponenten kann der Anwender Campus M an seine Bedürfnisse anpassen. So soll etwa eine Priorisierung des privaten Datenverkehres in Überlast-Situationen einen reibungslosen Produktionsablauf sicherstellen.

Privates Mobilfunknetz für Großkunden

Ein eigenes, privates MobilfunknetzMobilfunknetz mit zugesicherten Netzressourcen auf dem Firmengelände verspricht die Telekom mit Campus L. Diese Lösung richtet sich vor allem an Großkunden. Sie beinhaltet nicht nur den Aufbau einer Mobilfunk-Antenne. Zusätzlich erhält der Kunde einen eigenen Server auf dem Firmengelände, der das Backend für die private Netzinfrastruktur abbildet. Auf diese Weise verlassen die Daten den Campus nicht. Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Bei beiden Netz-Lösungen versorgen, so die Telekom, die Mobilfunk-Antennen das Firmengelände optimal mit einem privaten Netz. Parallel dazu sei auch das öffentliche Mobilfunknetz mit gleicher Signalstärke auf dem Campus verfügbar. Damit könnten dann etwa Mitarbeiter oder Dienstleister online gehen, die keine Zugangsberechtigung zum privaten Netz erhalten. Des Weiteren werde die Versorgung des Geländes an die Bedürfnisse der Anwender angepasst und gemeinsam mit ihnen geplant.

Zusatzoption Edge Computing

Für unternehmenskritische Anwendungen, die etwa Echtzeit-Reaktionen erfordern, offeriert der Carrier zudem eine Edge-Computing-Lösung. Die Edge-Compute-Plattform - so der Produktname - soll die Reaktionszeiten im privaten Netz deutlich senken. Laut Telekom-Angaben seien so selbst im 4G-Netz Reaktionszeiten von unter zehn Millisekunden realisierbar. Damit könnten Anwendungen wie Autonome Transportsysteme, mobile RoboterRoboter oder KI-gestützte Wartung bereits heute per Mobilfunknetz genutzt werden, ohne auf den 5G-Ausbau warten zu müssen. Einen entsprechenden Prototyp testet die Telekom gemeinsam mit Partnern im Rahmen der 5G-Fabrik im "Center Connected Industry" auf dem Campus der RWTH-Aachen. Für 2020 ist der kommerzielle Einsatz der Edge-Compute-Plattform anvisiert. Alles zu Roboter auf CIO.de

Vier Edge-Rechenzentren

Zudem richtet die Telekom für diese Mobilfunknetze vier Edge-Cloud-Rechenzentren ein. Für Campus-L-Netze stellt die Edge Cloud eine Art Back-Up für die lokale Edge-Plattform dar, um den Betrieb der Edge-Anwendungen im Falle eines lokalen Ausfalls sicherzustellen. Campus-M-Nutzer sollen mit den neuen Data-Centern auch latenzkritische Anwendungen betreiben können. Auf diese Weise sei ein Rechenzentrum auf dem eigenen Werksgelände unnötig. Als Zusatzoption ist ein gemanagter Service erhältlich.

Zur Startseite