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Riesen-Migration abgeschlossen

Munich Re bringt SAP auf Linux

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Zentrale der Munich Re: Ein Unternehmen baut auf Daten. Rund 100 Terabyte wurden jetzt migriert.
Zentrale der Munich Re: Ein Unternehmen baut auf Daten. Rund 100 Terabyte wurden jetzt migriert.
Foto: HP, Munich Re

Munich Re baut hierfür auf neue Blade-Server von HP und Fujitsu mit x86-Prozessoren von Intel (Xeon) beziehungsweise AMD (Opteron). Suse und Red Hat lieferten die Linux-Derivate, die Virtualisierungssoftware kam von VMware. Insgesamt hat Munich Re ein Datenvolumen von mehr als 100 TB migriert, Thome zufolge rund 100.000 Ausgaben der Encyclopedia Britannica oder 360 Millionen Digitalfotos. Acht Wochenenden waren für die Umstellung der wichtigsten Produktivsysteme reserviert, teilweise wurden vier SAP-System-linien pro Woche umgestellt. Die gesamte Migration erstreckte sich von Januar 2009 bis August 2010 - rund 20 Monate.

Die Unternehmensdaten der Munich Re.
Die Unternehmensdaten der Munich Re.
Foto: CIO.de

Mit den "Betroffenen", den Fachbereichen, mussten Zeitfenster für die Downtime ausgehandelt werden, ebenso die Beistellleistungen der Business-Seite. Und immer wieder kam die Frage auf: Können wir die Applikation nicht doch am nächsten Wochenende nutzen? Kompromisse habe es nicht gegeben, denn für einen eng gesteckten Umstellungsplan sei es fatal, wenn er an einer Stelle aus den Fugen gerät.

Hinzu kam, dass der normale Produktivbetrieb mit Weiterentwicklungen an der bestehenden Landschaft und Anpassungen der Applikationen in den Takt integriert werden musste. "Deswegen war das Zusammenspiel zwischen Entwicklern, der Infrastruktur und den Fachbereichen so wichtig", sagt Thome. Zudem galt es, den Outsourcing-Partner für den Server-Betrieb auf die Reise in die neue Welt vorzubereiten. Immerhin half mit Realtech ein auf SAPSAP spezialisierter Dienstleister bei der Migration. "Den Abstimmungsaufwand haben wir wohl etwas unterschätzt", fasst Thome zusammen. Das habe einen simplen Grund: "Es gab zu wenige Erfahrungswerte." Referenzen waren Mangelware, an Best Practices war nicht zu denken. "Wir waren auf uns allein gestellt." Alles zu SAP auf CIO.de

Technischer Fortschritt treibt an

Dennoch verteidigt er die Strategie, alles auf eine neue Karte zu setzen. Die grundsätzliche Entscheidung pro "Linux auf Standard-Servern" müsse im Kontext der Gesamtentwicklung gesehen werden, plädiert der Manager: "Im Jahr 2000 haben wir den letzten Großrechner abgeschaltet und waren damit komplett in der Client-Server-Welt. Das war die richtige Entscheidung - für unser Haus." Im Gegensatz zu Erstversicherern habe Munich Re eine breite Anwendungslandschaft durch alle Versicherungsdisziplinen. Für eine Erstversicherung könne der Großrechner laut Thome noch sinnvoll sein, wenn es um Massenverarbeitung geht: "Für uns gilt das aber nicht." Client/ServerServer habe dem Konzern Synergie-Effekte ermöglicht, die hohen Großrechner-kosten wurden deutlich reduziert. Alles zu Server auf CIO.de

Der neuerliche technische Fortschritt lieferte dann auch einen entscheidenden Anlass für das Projekt: weiteres Sparpotenzial. "Die IT ist ja immer zu teuer, wenn der Fachbereich für die Betriebskosten aufkommen muss", sagt Thome, der es auch als seine Aufgabe ansieht, die Fachanwender zu beraten. Zeige man finanzielle Vorteile auf, sei die Business-Seite sofort interessiert. Das Einsparpotenzial, mit dem er lockte, konnte sich sehen lassen: rund neun Zehntel der früheren Investitionen für Server und Betriebssysteme, rund neun Zehntel der jährlichen Wartungskosten. "Da hatten wir in den Geschäftsbereichen einen Fuß in der Tür."

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