Retail IT


Radikaler Umbau

Neckermann: Ideenloser Strategiewechsel

04.05.2012
Von Hartmut  Wiehr

Anlässlich der jüngsten Entwicklung forderten die Gewerkschaften Sun Capital Partners auf, Kapital nachzuschießen. Dort hat man aber offensichtlich eigene Vorstellungen darüber, wie man doch noch irgendwann die Gewinnzone erreichen kann.

Neckermann gibt Unterscheidbarkeit auf

Letztlich folgt das Versandunternehmen mit der neuen Strategie nur der allgemeinen Marktentwicklung. Kataloge zu verschicken, ist vor allem teuer. Insbesondere, wenn man sich die klassische Klientel von Neckermann vor Augen hält: "Neckermann macht’s möglich“ stand ja vor allem für die Mischung von einem umfassenden Warenangebot für jedermann – Ratenzahlung in kleinen Häppchen machte es in den Jahren des "Wirtschaftswunders“ möglich. Auf schnelle Auslieferung der bestellten Waren kam es nicht so sehr an, Hauptsache sie kamen überhaupt nach einigen (von vornherein eingeplanten) Wochen.

Was Neckermann jetzt aufgibt, ist in erster Linie die Unterscheidbarkeit von anderen Versendern. Das klassische Profil wurde nicht in kleineren oder größeren Schritten zeitgemäß geändert, sondern mit einem Schlag ganz auf den Altar einer vermeintlichen Modernität gelegt. Damit stößt man natürlich auch die klassischen Stammkunden noch einmal vor den Kopf.

Die ehemalige Konzernzentrale in Frankfurt: Abglanz früherer Erfolge.
Die ehemalige Konzernzentrale in Frankfurt: Abglanz früherer Erfolge.
Foto: Neckermann

Einfach nur die erfolgreichen Online-Händler zu kopieren, erscheint nicht gerade als erfolgreicher Ansatz. Und Eigenmarken einzustellen, wo die Konkurrenz gerade in breiter Front den Weg von neuen Eigenmarken beschreitet, verblüfft ebenfalls etwas.

Unterdessen eilt das große Vorbild Amazon von Erfolg zu Erfolg – und nimmt für ein Ausboten der Konkurrenz durch Niedrigpreise und ein ständig erweitertes Portfolio sogar Gewinneinbußen in Kauf. Angesichts dieser Situation auf die Schärfung des eigenen Profils zu verzichten, erscheint mehr als gewagt. Da helfen alle Bekenntnisse zum reinen Verkaufen im Internet nicht viel. Bestenfalls wird ein "Me too“ daraus.

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