Finance IT


Prozessoptimierung

Neue Methode: Aus Kanban und ITIL wird Kanbil

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Ein weiterer Effekt von Kanbil ist die Sichtbarkeit von Führungsfehlern und Problemen, so Vetsch. So mancher verspürte erst einmal wenig Lust darauf, sich Fehler nachweisen zu lassen. „Es bedarf einiges an kultureller Veränderung, Fehler als Chancen der Verbesserung zu sehen. Nur der offensive Umgang mit Problemen ermöglicht es auch, diese zu beseitigen“, argumentiert Vetsch. Den anhaltenden Prozess der Börse subsummiert der CIO so: weg von einer Fehlerkultur und hin zu einer kontinuierlichen Lernkultur.

Mitarbeiter 2 Tage beim Kanban-Trainer

Die anfänglichen Vorbehalte sind laut Vetsch heute weitgehend überwunden. Mittlerweile werden in den einzelnen IT-Gruppen oft täglich Kanbil-Analysen durchgeführt, einmal wöchentlich finden sie bereichsübergreifend statt und zweimal pro Monat treffen sich auch der CIO und seine IT-Manager vor dem Kanbil-Board. Der Aufwand für die Implementierung war nach Darstellung von Vetsch überschaubar. Seine 12 Unterabteilungen wurden nacheinander vom akkreditierten Kanban-Trainer Klaus Leopold jeweils zwei Tage an die Methode herangeführt und hinterher noch einige Tage bei der praktischen Anwendung unterstützt. Sehr viel mehr habe es als Rüstzeug nicht benötigt.

Der nächste Schritt war dann schon das Erstellen und Abarbeiten einer Mängelliste und das Umsetzen der ständigen gemeinsamen Analyse. Keine neuen Prozesse, keinen neuen Methoden, keine Strukturveränderung, keine Organisationsanpassung – ganz einfach täglich 15 Minuten in den offenen Dialog mit seinen Kollegen treten und den positiven Effekt binnen Tagen als Erfolg verbuchen.

„Bei der Einführung von Kanban ändert sich sehr wenig an der gewohnten Arbeitsweise“, erläutert Klaus Leopold von LEANability auf seiner Homepage. "Die Rollen im Unternehmen beziehungsweise Teams bleiben wie sie sind und es werden auch keine neuen Job-Titel erfunden." Anders als bei manchen Fußballlehrern ist auch klar definiert, wie die Taktiktafel aufgebaut ist: Input, Analyse, Entwicklung, Test, Fertig.

CIO Vetsch ist jedenfalls überzeugt von den Ergebnissen an der Stuttgarter Börse - und davon, dass auch anderswo von der Methode profitiert werden kann. "Es würde oft dem ganzen Unternehmen gut tun - nicht nur der IT-Abteilung“, so Vetsch. "Der Benefit ist enorm.“ Allerdings gebe es eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Kanbil oder Kanban auch Erfolge bringt: "Nicht propagieren, sondern leben!“

Zur Startseite