Thin Clients

Nicht dick und gar nicht doof

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Angst vor einem begrenzten Anwendungsspektrum, Inkompatibilität oder ungenügende Leistung sind die wesentlichen Vorbehalte im Markt. Ein Erbe aus den Anfangszeiten des Host-Computing, als die Fähigkeiten der Terminals tatsächlich ziemlich begrenzt waren. Auf den neuen Geräten, so die Schätzungen der IndustrieIndustrie, laufen jedoch rund 80 Prozent der in Unternehmen benötigten Anwendungen – ob auf Windowsoder Linux-Basis, ob mit modernen Lösungen oder Legacy- Systemen. Ausnahmen bilden mobile Lösungen sowie Spezial-Applikationen wie Grafik-, Video- oder Konstruktionssoftware, doch auch hier bemühen sich schon einige Hersteller, die Lücke zu schließen. Top-Firmen der Branche Industrie

Nichts für das Prestige des Mitarbeiters

Am leichtesten fällt CIOs der Umstieg, wenn ihr Unternehmen mit einem hohen Anteil standardisierter Anwendungen arbeitet. Daher finden sich Thin Clients bislang vor allem in VersicherungenVersicherungen, BankenBanken oder Behörden. Die Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen beispielsweise setzt insgesamt 15000 Thin Clients ein. Dabei eignen sich die Kleinen durchaus für heterogene Anwendungsumgebungen. Top-Firmen der Branche Banken Top-Firmen der Branche Versicherungen

Gerade die zentrale Administration und Steuerung, die eine einfache Zuteilung nach Anwendergruppen oder eine regionale Zuordnung erlaubt, bringt die Kosten- und Sicherheitsvorteile der Architektur zum Tragen. „Für den Support einer PC-Infrastruktur benötigt man Betreuer für Server sowie für einzelne Desktops“, so HP-Mann Markus Hoffmann. Letzteres entfällt bei den Thin Clients ebenso wie der Schutz jedes einzelnen Rechners. Abgesichert wird nur der Server. Eine Faustformel, mit der die Anbieter hausieren gehen, lautet: „Man braucht zehn Mann für den Betrieb von 4000 PCs, aber einen Mann für 4000 Thin Clients“.

Auf wenig Gegenliebe treffen die Rechner beim Endanwender. Ein leistungsstarker PC ist ein Prestigeobjekt. Hier ist die Phantasie der CIOs gefragt. Ein Konzern etwa machte die ungeliebte Anschaffung der Dünnen mit teuren Flachbildschirmen wett. In einem anderen Unternehmen ließ man sich auf einen Kompromiss ein und stellte pro Arbeitsgruppe noch einen Extra-PC zur Verfügung (das Gerät wurde nach einigen Monaten wegen Nichtnutzung wieder abgeschafft). Denkbar ist auch, die ganze Abteilung zu belohnen, indem sie von den Einsparungen im IT-Bereich profitieren und ihr Budget erhöhen kann.

Für die Analysten ist die Sache klar: Sie raten CIOs, sich ernsthaft mit dieser Desktop-Alternative auseinander zu setzen. Die genannten Vorbehalte hält IDC-Mann Bob O’Donnell für vorgeschoben, dahinter verberge sich mehr Unwissenheit denn handfeste Argumente. „Es handelt sich um einen dieser Fälle, wo die Realität nicht unbedingt der Logik folgt“, kommentiert er den fehlenden Zuspruch. Auch sein Gartner- Kollege Edward Younker sieht keine Alternative: „Um Anwendungen effektiver zu managen sowie die Kosten für Betrieb, Wartung und Support der Rechner zu deckeln, müssen Unternehmen die serverbasierte Architektur auf jeden Fall in Betracht ziehen.“

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