IT-Manager wetten

Nur ein Drittel SW-Selbermacher

06.12.2013
Von Olaf Frank

Ist das Ziel definiert, muss das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Auf die Herausforderungen wird hier nicht im Einzelnen eingegangen, jedoch steigen die mit der Durchführung verbundenen Risiken mit zunehmender Komplexität der benötigten Lösung exponentiell an. Da die meisten Unternehmen zunehmend auf die enge Vernetzung ihrer Geschäftsprozesse angewiesen sind, um effizient und effektiv im Wettbewerb agieren zu können, steigt die Komplexität der unterhaltenen Systemlandschaften stetig an, was wiederum die Projektkosten und Projektrisiken treibt.

Ist das Projekt dann erfolgreich abgeschlossen und das Produkt im Einsatz, warten weitere Herausforderungen. Alle notwendigen legalen, technischen, oder funktionalen Anpassungen müssen jeweils spezifiziert und dann in Nachfolgeprojekten speziell für das Anwenderunternehmen umgesetzt werden. Ebenso verhält es sich mit den Schnittstellen der Software zu Drittprodukten, seien sie eigenentwickelt oder Standardsoftware. Im Grunde muss für das Produkt während des gesamten Lebenszyklus des Produktes ein kostspieliges Entwicklungsteam vorgehalten werden.

Wissen wandert

Erfahrungsgemäß wird eigenentwickelte Software im Laufe ihres Lebenszyklus zunehmend unwartbar, da eine klare Strukturierung der Lösungen und vollständige Dokumentation nicht vorliegen. Im Laufe der Zeit verlassen die verantwortlichen Know-how-Träger das Unternehmen oder die am Produkt beteiligten Dienstleister. Über die Zeit entsteht so eine Situation, in der das Wissen über die Logik der Programme und die genaue Funktionsweise verloren geht. Änderungen und Anpassungen werden zunehmend teuer bis unmöglich. Anstatt die Software jeweils in sich konsistent zu halten, werden Änderungen durch Anbauten anstatt durch Umbauten vorgenommen, was zwingend zu steigender Komplexität führt.

Die Einführung von Standardprodukten zur Unterstützung von Standardgeschäftsprozessen wird eine wirtschaftliche Notwendigkeit, wenn die wesentlichen Anforderungen des zu unterstützenden Geschäftsprozesses erfüllt werden und die Investition in die Standardsoftware kostengünstiger ist als das Tragen der Kosten und Risiken aus der Eigenentwicklung. Da bei der Erstellung von Software durch einen Produkthersteller die Kosten im Allgemeinen auf eine Vielzahl von Nutzern verteilt werden können, ist diese Bedingung leicht zu erfüllen, wenn die Geschäftsprozesse in Anwenderunternehmen hinreichend standardisiert sind.

Bei StandardisierungStandardisierung von Leistungen setzt sich der Kostenführer durch, daher muss betriebswirtschaftlich von einem Trend hin zu Standardsoftware ausgegangen werden, wenn der Prozess in Gang gesetzt wurde. Neben dem dargelegten Kostenargument gibt es weitere Faktoren, die dazu führen werden, dass Eigenentwicklung von Software stetig abnehmen wird. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Time-to-Market und Qualität

Ein wichtiger Aspekt bei der Erstellung und Einführung von Software ist die Time-to-Market. Je schneller und risikoärmer Änderungen durchgeführt werden können, umso größer sind die Vorteile der Änderungen für das Unternehmen. Funktionale Weiterentwicklungen und Anpassungen der Software an geänderte Randbedingungen wie zum Beispiel rechtliche Änderungen sind im Rahmen von Standardsoftware wesentlich schneller, kompetenter und kostengünstiger realisierbar als durch Eigenentwicklung.

Die Anforderungen an die Software können vom Produkthersteller zentral definiert und kontrolliert umgesetzt werden. Im Allgemeinen werden die Anpassungen durch ein stets präsentes Team durchgeführt, das die Softwarelösung betreut, inhaltliche Lösungen erarbeitet und kosteneffizient umsetzt, was für ein Anwenderunternehmen aufgrund der hohen laufenden Kosten im Allgemeinen nicht tragbar ist. Auf diese Weise verkürzt sich die Time-to-Market, und auch die Qualität der Software steigt.

Wie beschrieben, ist eine Voraussetzung für die Eigenentwicklung von Software das Vorhalten eines Entwicklungsteams, das die jeweilige Lösung entwickelt und nach Abschluss des Entwicklungsprojektes wartet und betreut. Dieses Team muss stetig vorgehalten werden.

Teams von Softwareingenieuren mit den benötigten Skills werden in den entwickelten Ländern zunehmend schwierig zu unterhalten sein, da aufgrund abnehmender Absolventenzahlen der Universitäten und des Engpasses von Mathematik, Informationstechnologie-, Naturwissenschaft- und Technik (MINT)-Absolventen der Universitäten eine immer kleinere Zahl von Nachwuchskräften den Pool der verfügbaren IT-Mitarbeitern auffüllt. Die demografische Entwicklung führt somit zwangsläufig zu Versorgungsengpässen, steigenden Kosten und wahrscheinlich sinkender Qualität in der Softwareentwicklung der entwickelten Märkte.

Dies ist ein Umstand, der weiterhin dazu führt, dass Entwicklungsleistungen verstärkt aus Regionen außerhalb der entwickelten Volkswirtschaften erbracht werden und damit weiter von vielen Anwenderunternehmen wegrücken. Ein unmittelbarer Vorteil der Eigenentwicklung, die Nähe zum Geschäft des Anwenderunternehmens und das tiefe Verständnis der Geschäftsprozesse, entwickelt sich bei Offshore-Ressourcen nicht in vollem Umfang. Entwicklungsteams vorzuhalten wird aus den genannten Gründen zunehmend schwierig und unattraktiv für Unternehmen, der Einsatz von Standardlösungen wird befördert.

Mit der zunehmenden Vernetzung der IT-System-Lösungen in Unternehmen wird die Definition von Standards bei der Komponentenentwicklung unumgänglich. Ohne klare Definitionen für Schnittstellen, technische Grundlagen, Coding-Standards oder Security- und Compliance-Vorgaben ist eine Kontrolle der Systemlandschaft im Prinzip gar nicht möglich.

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