Nearshoring in Osteuropa

Offshore - der Weg weist nach Osten

05.10.2005
Von Marita Vogel

Aufbruch Ost: IT-Chefs sind zufrieden

Auftrieb erhält der Osten durch positive Berichte von Unternehmen, die bereits Nearshoring in Osteuropa betreiben: Sie sind mit den erbrachten Leistungen zufriedener als die Indien-Erfahrenen, ergab 2004 eine Umfrage von CIO unter IT-Chefs. Das bestätigte eine Studie von Ernst & Young. Danach waren 76 Prozent der 246 befragten deutschen Unternehmen mit ihren osteuropäischen Softwareentwicklungspartnern "sehr oder eher zufrieden", während das nur 66 Prozent der in Asien Aktiven aussagten.

Marktforscher Schaaf: "Viele Unternehmen sind von indischen Dienstleistern enttäuscht. Das beginnt mit der langen Anbahnungszeit bis zur Vertragsunterzeichnung und geht mit sprachlichen und kulturellen Unterschieden weiter." Ausreichende Deutsch-Kenntnisse seien dann besonders wichtig, ergänzt Skilldeal-Manager Bayer. LTU-CIO Toennessen sieht diese Frage pragmatisch: "In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die in Fachenglisch nicht ganz so fit sind. Für die ist die Sprachbarriere höher, das muss nicht sein." Für LTU waren die deutschen Sprachkenntnisse der Offshore-Mitarbeiter letztlich der auslösende Faktor.

Allerdings steht der Wunsch nach Deutsch-Kenntnissen nicht für alle auf der Agenda. "Dieser vermeintliche Nutzen wird oft maßlos überschätzt", sagt Michael Heym von der Hamburger Unternehmensberatung Navisco AG. In global aufgestellten Firmen werde dies nicht berücksichtigt. Englisch sei in vielen IT-Abteilungen die geläufige Sprache. Das Gleiche gelte für kulturelle Unterschiede: "Wenn Sie ohnehin ständig internationale Kontakte haben, nehmen Sie die kulturellen Eigenheiten des Geschäftspartners allenfalls noch am Rande wahr", so Heym.

Langfristige Zusammenarbeit ist unsicher

Großunternehmen und große Mittelständler sind in Osteuropa ebenfalls aktiv - auch wenn sie es anders angehen: "Sie kaufen direkt den Dienstleister auf oder gründen ein Joint Venture, um unmittelbaren Einfluss zu haben", so Heym. Für Konzerne sei es zu riskant, "IT-Leistungen an eine Bude mit 150 Leuten" zu geben. Laufe bei einem Großprojekt etwas schief, sei schnell die Existenz der Dienstleister gefährdet, das Projekt müsse neu aufgestellt werden. Darüber hinaus sei die langfristige Zusammenarbeit zu unsicher.

Deshalb geraten inländische Dienstleister unter Druck, weil potenzielle Kunden auf eigene Kapazitäten zugreifen. DHL gründete in Prag ein Servicecenter, in dem bald 1000 Mitarbeiter beschäftigt sein sollen, die Citibank baut in der Warschauer Umgebung Kapazitäten auf. Gleichzeitig können IT-Dienstleister wie Accenture oder IBMIBM durch ihre osteuropäischen IT-Center Manntage für 500 Euro anbieten. "Sie geben den Druck an deutsche IT-Dienstleister weiter, sich selbst Kapazitäten in Osteuropa zu sichern", sagt Skilldeal-Mann Bayer. Seit einem Jahr steige die Nachfrage dieser Interessentengruppe drastisch. Alles zu IBM auf CIO.de

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