Strategien


Dachser SE

Ohne Logistik 4.0 keine Industrie 4.0

Andreas Froschmayer, Director Strategie, Dachser: "Wir haben also die Komponente 'Selbst­steuerung' in der Logistik. Das ist Teil der Logistik 4.0, so wie in der Industrie 4.0 vorgesehen."
Andreas Froschmayer, Director Strategie, Dachser: "Wir haben also die Komponente 'Selbst­steuerung' in der Logistik. Das ist Teil der Logistik 4.0, so wie in der Industrie 4.0 vorgesehen."
Foto: Dachser Logistics

Viele Innovationen kommen zudem aus dem Tagesgeschäft der Mitarbeiter. Dafür hat Dachser das Strategieprogramm "Idea2Net" entwickelt, in dem die Mitarbeiter über eine eigens geschaffene Anwendung ihre Ideen eingeben können. Ein Gremium aus verschiedenen Führungskräften, die das gesamte Geschäft, den Markt und die Prozesse gut kennen, bereitet die Vorschläge auf, führt sie zusammen und bespricht sie zweimal im Jahr mit dem Vorstand.

Direkt von einem der Executive Directors wird das Programm letztlich auch verantwortet. "Wir sehen, ob sich Vorschläge mit anderen Ideen oder schon laufenden Prozessen verbinden lassen. Daraus entstehen dann besondere Innovationen, für die Dachser Ressourcen bereitstellt", sagt Andreas Froschmayer, Corporate Director für Unternehmensentwicklung, Strategie und PR, der Idea2Net konzeptionell betreut und mitverantwortet.

Im Rahmen des kontinuierlichen Ideen-Managements aus der Belegschaft heraus steckt das Unternehmen bestimmte Innovationsfelder ab, auf denen man vorankommen möchte. "Aus der strategischen Perspek­ti­ve des Unternehmens heraus definieren wir Themen wie DigitalisierungDigitalisierung und Industrie 4.0 oder Citylogistik", sagt Froschmayer. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Ein CDO wird nicht gebraucht

Ideenfindung und Umsetzung erfolgen bei Dachser gemeinschaftlich. So arbeiten Prozessverantwortliche aus dem Business eng mit der Corporate IT zusammen. Außerdem hat das Unternehmen eine Research-Abteilung geschaffen, die Entwicklungen und Technologien im Markt der Logistik verfolgt und testet - und das ebenfalls mit Schnittstelle zur IT. "Unsere Philosophie der Unternehmenssteuerung ist es, Prozesse und IT simultan zu organisieren", sagt Simon. "Deswegen wollen wir keinen Chief Digital Officer, der losgelöst arbeitet ohne zu wissen, was bei Kunden, Prozessen und Märkten läuft. Prozesse und Digitalisierung müssen unserer Auffassung nach Hand in Hand gehen."

Etwa 600 Mitarbeiter sind in der IT beschäftigt. Dachser betreibt die IT zentral am Hauptsitz in Kempten. Leiter IT Stefan Selbach (li.) und CEO Bernhard Simon setzen vor allem auf Eigenentwicklungen.
Etwa 600 Mitarbeiter sind in der IT beschäftigt. Dachser betreibt die IT zentral am Hauptsitz in Kempten. Leiter IT Stefan Selbach (li.) und CEO Bernhard Simon setzen vor allem auf Eigenentwicklungen.
Foto: Matthias Becker

Wenn schon keinen CDO, so braucht Logistik 4.0 doch eine adäquate Management- und Steuerungskultur. Dachser hat dafür eine duale Führungsorganisa­tion geschaffen: Auf der einen Ebene entscheidet der Vorstand zentral und bestimmt die Regeln, auf der anderen gibt es eigenverantwortlich und unternehmerisch handelnde Niederlassungs- und Landesleiter, die sich wiederum in sogenannten Kreisen organisieren und miteinander vernetzen. Regelmäßig besuchen der Vorstandsvorsitzende und sein Stellvertreter die Treffen dieser Kreissprecher, darüber hinaus sitzen die Kreissprecher alle vier Monate zum Austausch mit am Vorstandstisch.

Zur operativen Steuerung des Unternehmens dienen auch die seit Anfang der 90er Jahre von der IT entwickelten Transport- und Warehouse-Management-Systeme "Domino", "Othello" und "Mikado". Dort fließen alle Daten aus den Niederlassungen zusammen: Laufen die Sendungen pünktlich? Wie sehen Auslastungen aus? Sind Sendungen beschädigt? Gibt es Belastungen durch kurze Wochen oder Wetterphänomene?

Kybernetische Organisation

Auf Basis dieser Informationen entscheiden die lokalen Akteure weitgehend selbständig, wie sie ihr System kalibrieren und optimieren. "Wir haben also die Komponente 'Selbststeuerung' in der Logistik. Das ist Teil der Logistik 4.0, so wie in der Industrie 4.0 vorgesehen", sagt Froschmayer. Sonst wäre ein Unternehmen mit weltweit 428 Einheiten nicht steuerbar. "Wir haben eine der besten kybernetischen Organisationsformen in der Logistik geschaffen", ist sich CEO Simon sicher. Indus­trie 4.0 braucht also nicht nur Logistik 4.0, sondern auch Management 4.0.

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