DOAG-Kongress 2015

Oracle-Anwender ärgern sich über Lizenzpolitik

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Der Streit rund um dieses Thema schwelt bereits seit Jahren, scheint nun aber zu eskalieren. Von Oracle gebe es keine Signale, sich in dieser Sache zu bewegen, stellte der DOAG-Vorstandsvorsitzende Dietmar Neugebauer auf dem Kongress in Nürnberg fest. Dabei sei das Problem keineswegs lokal begrenzt. Neugebauer berichtete von einem Treffen mit Vertretern 16 weiterer User Groups aus Europa anlässlich des Jahreskongresses, die das Problem ebenfalls durchaus als gravierend klassifizierten. Und auch die US-amerikanischen Kunden ärgerten sich über die Lizenzpolitik ihres Softwarelieferanten, berichtete der DOAG-Vorstand. Entweder blieben die Unternehmen dort auf älteren VMware-Versionen oder sie gingen auf Konfrontationskurs.

Gleiches könnte Oracle auch hierzulande drohen. Die österreichische User Group hat bereits an der Universität ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das den Kunden helfen soll, wenn es zum Streit mit Oracle kommt. Auch die DOAG will ein entsprechendes Gutachten als eine Art Rechtsbeihilfe erstellen lassen. Die DOAG-Vorstände Christian Trieb und Michael Paege glauben zwar nicht, dass es bis zum äußersten kommt und ein Lizenzierungsstreit vor Gericht landet. Aber die Oracle-Anwender könnten den Softwarehersteller ihren Ärger an anderer Stelle spüren lassen.

So hat eine DOAG-Umfrage im Sommer dieses Jahres ergeben, dass mehr als jeder Dritte der über 600 Befragten darüber nachdächten, ihre Oracle-Datenbank abzulösen. Weitere Effekte könnten sein, dass Oracle-Produkte nicht mehr erste Wahl in Projektausschreibungen seien, Neuinvestitionen in Software anderer Hersteller fließen und im Zuge der Cloud-Transformation die Angebote anderer Provider stärker im Vordergrund stehen.

Country-Leader Frank Obermeier will den Streit entschärfen

Frank Obermeier, Oracles Country Leader in Deutschland zeigte sich sichtlich bemüht, den Streit zu entschärfen. Schon im Sommer sagte er in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, dass individuelle Lösungen gefunden würden. Außerdem räumte er ein, dass die Kommunikation mit den Kunden an der einen oder anderen Stelle durchaus verbesserungswürdig sei. Gleiches wiederholte er auf dem DOAG-Kongress. In seiner Keynote sparte sich Obermeier ganz bewusst die Marketing-Folien, auf denen die Vorzüge von Oracles Software-Portfolio in strahlenden Farben gemalt werden, und griff stattdessen offensiv das Lizenzthema auf.

DOAG-Vorstand Neugebauer habe ihm zur Begrüßung in Nürnberg gleich einmal die VMware-Lizenzproblematik um die Ohren gehauen, berichtete der Manager unter dem Applaus der Oracle-Anwender, und räumte im gleichen Atemzug ein, dass auch Oracle Fehler machen könne. Der Konzern habe früher Dinge in den Markt geschmissen, sich umgedreht und die Tür zugemacht. Er versprach daran zu arbeiten und künftig besser mit den Kunden zu kommunizieren.

Frank Obermeier, Country Leader von Oracle in Deutschland, versuchte die Wogen zu glätten, und rief seine Kunden dazu auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Frank Obermeier, Country Leader von Oracle in Deutschland, versuchte die Wogen zu glätten, und rief seine Kunden dazu auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Foto: Oracle

Obermeier bemühte sich sichtlich, die Kunden auf seine Seite zu bringen. Nur gemeinsam könne es gelingen, die problembehafteten Themen in der US-Konzernzentrale zu adressieren. Er brauche die DOAG als Sprachrohr der Anwender, betonte Oracles Deutschland-Chef. Zugleich äußerte er den Wunsch, dass nicht ständig nur Vorwürfe im Raum stünden, und plädierte dafür, offen, ehrlich und transparent miteinander zu reden.

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