Herausforderung für die Software-Industrie

PaaS in Deutschland

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
PaaS-Lösungen eröffnen deutschen Softwareherstellern neue Perspektiven für ihr Cloud-Geschäft, hat eine Studie von Crisp Research ergeben.

Die deutsche Softwareindustrie steht vor einem nie da gewesenen Umbruch." Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten von Crisp Research im Rahmen ihrer empirischen Studie "Platform as a Service - Zukunft der deutschen Softwareindustrie". Maßgeblicher Treiber dieser Veränderungen, mit denen sich die Softwarehersteller zunehmend auseinandersetzen müssen, ist die Cloud.

Im Zuge dieses Paradigmenwechsels, wie Anbieter Software bereitstellen und Anwender sie nutzen, haben sich in den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Trends herauskristallisiert, die den gesamten Softwaremarkt verändern.

Trend 1: Im Rahmen der digitalen Transformation stellen die Anwenderunternehmen in nahezu allen Branchen ihre Geschäftsprozesse und -modelle auf den Prüfstand. Dabei müssen sich die Verantwortlichen fragen, wie sich die eigenen Abläufe softwareseitig am besten abbilden und optimieren lassen. Anbieter von Software-as-a-Service-(SaaS-)Lösungen können sich nach Einschätzung der Analysten flexibler auf stetig verändernde Anforderungen ihrer Kunden einstellen. Damit entwickle sich die digitale Transformation zu einer Bedrohung für die traditionellen Softwarehäuser mit ihren klassischen On-Premise-Angeboten.

Trend 2: Die mobile Nutzung von Business Applikationen via Smartphone, Tablet und Notebook ist heute bereits Standard in vielen Unternehmen. Softwareanbieter müssen daher in der Lage sein, ihre Anwendungen so zu entwickeln, dass diese auf verschiedenen Endgeräten, Browsern und Betriebssystemen lauffähig sind. Für die Hersteller bedeutet das in der Konsequenz neue Herausforderungen in Bezug auf Entwicklung, Test und Betrieb ihrer Softwareprodukte.

Trend 3: Anwenderunternehmen fordern immer mehr Agilität von ihren Softwarelieferanten. Diese müssen Release-Zyklen verkürzen und neue Features schneller verfügbar machen. Das funktioniert in der Cloud wesentlich einfacher als im Rahmen herkömmlicher On-Premise-Software.

Trend 4: Die User-Experience entwickelt sich mehr und mehr zum entscheidenden Faktor für die Akzeptanz einer Software. Dabei spielen einfache Bedienbarkeit, ansprechendes Design und eine hohe Performance die entscheidenden Rollen. Ob ein Anbieter die Wünsche der Nutzer trifft, offenbart sich gerade im SaaS-Zeitalter sehr schnell. "In diesem Sinne ist die Cloud gnadenlos", sagen die Analysten. Schlechte Software werde schnell aussortiert.

Trend 5: Der Umbruch vom herkömmlichen Lizenzwartungs-Geschäft hin zu einem Cloud-Modell hat nicht nur Konsequenzen für die Entwicklung und die zugrunde liegende Architektur, sondern vor allem auch für den Betrieb der Anwendungen - ein Aspekt, mit dem sich die Softwarehäuser in der Vergangenheit kaum auseinandersetzen mussten. Im SaaS-Zeitalter stellt der Betrieb einen entscheidenden Faktor dar. Denn Infrastruktur und Betriebskonzept beeinflussen maßgeblich die Performance und damit die Kundenzufriedenheit.

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