IT-Weiterbildung

Projekt mit Abschlussprüfung

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

29 IT-Spezialisten

Das Fraunhofer Institut hat für die 29 IT-Spezialisten Referenzprofile entwickelt und sie in sechs Funktionsgruppen unterteilt (siehe Kasten). Zu Beginn der APO-Weiterbildung erarbeitet der Teilnehmer mit einem Coach Lernwege und -ziele für sein "Transferprojekt". Diese werden in einer "Qualifizierungsvereinbarung" fixiert. Lösungen für Teilprobleme sind nicht vorgegeben, die muss der Teilnehmer selbstständig finden; dafür steht ihm ein Fachberater zur Seite. Auch die Aneignung von theoretischem Wissen geschieht in Eigenregie.

Eine zentrale Rolle spielt die Dokumentation des Projekts. In einem "Projektkompass" muss der Teilnehmer seine Überlegungen darlegen, Schlüsselsituationen beschreiben, methodische Entscheidungen begründen und den Projektverlauf detailliert festhalten. Zudem stehen regelmäßige Reflexionsgespräche mit dem Prozessberater auf dem Ausbildungsprogramm.

Die Deutsche Telekom hat als erstes Unternehmen elf Mitarbeiter zu Netzwerkadministratoren fortgebildet - und damit gute Erfahrungen gemacht. Ab Herbst sollen 50 bis 60 weitere folgen. Auch die Fortbildung anderer IT-Spezialisten wird erwogen.

Unternehmensgröße spielt keine Rolle

Der personelle und organisatorische Aufwand für die APO unterscheidet sich stark von der bisherigen Praxis: "Die APO-Methodik setzt voraus, dass ein Coach und ein Fachberater den Ausbildungsgang begleiten", sagt Jörg Caumanns, zuständiger Abteilungsleiter beim Fraunhofer Institut. Zugleich widerspricht er der Annahme, dass nur große Unternehmen über eine entsprechende Infrastruktur verfügen. Die nötige Organisation und das Fachwissen würden in der Regel auch für kleine und mittlere Unternehmen kein Problem darstellen. Die Kompetenz der Prozessberater ließe sich entweder gemeinsam schaffen oder bei einem Bildungsanbieter einkaufen.

Das bestätigt auch Anette Morhard, Geschäftsführerin des Bildungswerks der Thüringer Wirtschaft. Derzeit läuft ein Modellprojekt, bei dem sich 15 Teilnehmer aus zehn Unternehmen zum "IT-Project Coordinator" fortbilden - nach einem APO-Spezialistenprofil, an dessen Entwicklung das Thüringische Bildungswerk mitgewirkt hat. Drei Mitarbeiter des Bildungswerks haben sich zum Prozessberater weiterqualifiziert und übernehmen die Rolle des Coaches. "Die Teilnehmer kommen aus Klein- und Kleinstbetrieben; gerade für sie eröffnen sich mit dem APO-Modell neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung", ist Bildungsexpertin Morhard überzeugt.

Ob der neue Ansatz zusätzliche Kosten verursacht, ist noch schwer abzuschätzen. Der höhere personelle und organisatorische Aufwand wird nach Ansicht von Caumanns größtenteils kompensiert: "Früher war die Weiterbildung ja auch nicht kostenlos; durch das APO-Modell entfallen Abwesenheitszeiten, und die Mitarbeiter sind besonders motiviert, ihre Transferprojekte zum Erfolg zu führen."

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