Strategien


Quantencomputer-Zukunft

Quantum-Computing-Disruption ab 2022?

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Quantencomputer im Einsatz ab 2022?

Noch sind Quantencomputer Zukunftsmusik, denn es handelt sich bei ihnen um hochkomplexe Maschinen. Sie werden auch nicht über Nacht den Markt erobern und wie der PC von Millionen Menschen genutzt werden. Vielmehr ist man bei McKinsey davon überzeugt, dass Quantencomputer von einigen wenigen Schlüsselakteuren entwickelt und betrieben werden. So schätzen die Forscher, dass bis 2030 nur 2.000 bis 5.000 Quantencomputer in der Lage sein werden, eine größere Anzahl an Qubits zu bewältigen.

Dennoch werden Quantencomputer einigen Unternehmen schon lange vorher einen Mehrwert bieten. Zunächst, und vielleicht auch langfristig, - so die Autoren - werden Die Unternehmen Quanten-Rechenleistung as a Service direkt aus der Cloud erhalten, von denselben Anbietern, die sie bereits jetzt für Cloud-Dienste nutzen. Amazon Web Services, Microsoft Azure und andere haben bereits entsprechende Quantenangebote angekündigt.

Losgehen könnte es nach Ansicht von McKinsey bereits zwischen 2022 und 2026. Die Berater glauben, dass viele Unternehmen mit Optimierungsproblemen dann hybride Ansätze verfolgen werden, bei denen Teile des Problems durch klassisches Computing und Teile durch Quantencomputer gelöst werden. Zur Primfaktorzerlegungen seien die Quantencomputer dann erst in den späten 2020er Jahren leistungsfähig genug.

Dieser Entwicklungszeitrahmen erlaubt eine Einschätzung darüber, wann verschiedene Industriezweige wahrscheinlich am meisten von der Quanteninformatik profitieren. McKinsey geht davon aus, dass Pioniere in fortgeschrittenen Industrien, wie in der globalen Energie- und Materialwirtschaft, im Finanzwesen und (in geringerem Maße) im Reise- und Logistikbereich bis 2025 beginnen könnten, einen signifikanten Wert aus der Quantentechnik zu generieren. Der große Gewinn für die Pharmaindustrie wird sich möglicherweise erst im nächsten Jahrzehnt einstellen.

Wie Ihr Unternehmen "Quanten-ready" wird

Vor allem die Unternehmensführer der von der ersten Welle betroffenen Sektoren müssen laut McKinsey schnell eine Quantenstrategie entwickeln. Ansonsten würden sie von innovativen Unternehmen wie Barclays, BASFBASF, BMWBMW, Dow, ExxonMobilExxonMobil und anderen, die bereits strategische Schritte in Richtung Quanteninformatik unternommen haben, zurückgelassen. Diese Führungskräfte sollten darüber nachdenken, wie ihre Unternehmen die entstehende Quanteninfrastruktur nutzen können. Top-500-Firmenprofil für BASF Top-500-Firmenprofil für BMW Top-500-Firmenprofil für ExxonMobil

Ebenso sei es eine Überlegung wert, Quantenentwickler einzustellen, um ein internes Team aufzubauen, das Algorithmen zur Lösung drängender systemischer Probleme entwickelt. Ähnlich wie bei IoT oder KI sind allerdings Quanten-Talente momentan knapp, und es ist unwahrscheinlich, dass die Universitäten in der Lage sein werden, genügend Spitzen-Quanteningenieure hervorzubringen, um mit der schnell wachsenden Nachfrage Schritt zu halten.

Des Weiteren sei das disruptive Potenzial der Quantentechnik zu bedenken. Durch die Lösung von Berechnungen, die mit der klassischen Informatik nicht möglich sind, könnte die Quantentechnik alle Arten von derzeit implizitem Wissen explizit machen. Dies würde nicht nur Prozesse revolutionieren, sondern hätte möglicherweise auch dramatische Auswirkungen auf die Belegschaft verschiedener Branchen radikal verändern.

Die mathematische Gewissheit der Quantencomputer könnte das Fachwissen und das Urteilsvermögen von Berufstätigen in anderen Branchen mit multivariablen Problemen wie FinanzenFinanzen, VersicherungenVersicherungen, TransportTransport und mehr ersetzen. Auch wenn diese Art von gesellschaftlichen Auswirkungen wahrscheinlich erst in Jahrzehnten zu spüren sind, raten die Autoren, dass vorausschauende Wirtschaftsführer in fast jeder Branche schon jetzt eine Art Quantenstrategie entwickeln sollten. Top-Firmen der Branche Finanzen Top-Firmen der Branche Transport Top-Firmen der Branche Versicherungen

Und diese Strategie sollte auch die Datenbestände mit einbeziehen. So rät Jonathan Dowling, Professor der Louisiana State University: "Wenn Sie Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse haben, die Sie zehn bis 50 Jahre lang geheim halten wollen, dann müssen Sie jetzt anfangen, sich Sorgen zu machen." Unternehmen, deren Geschäft von jahrzehntealten Daten abhängt, sollten hinsichtlich der Cyber-Sicherheitsprobleme, die das Quantencomputing aufwirft, in höchster Alarmbereitschaft sein.

Für McKinsey sollte das Thema ganz oben auf der Agenda des CIOs stehen, und die Unternehmensleiter müssen darauf vertrauen können, dass ihr Unternehmen einen Plan für einen sicheren Übergang von der aktuellen Kryptographie zur Quantenkryptographie haben.

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