Linux auf dem Vormarsch

Reif für das Unternehmen

07.04.2003
Mit Linux und Open Source Software senken Unternehmen massiv ihre Kosten und gewinnen zugleich an Unabhängigkeit von Hard- und Software-Herstellern. Linux ist auf Servern, Desktops und Großrechnern betriebsfähig. Erfahrungsberichte von Axa Tech, Westfleisch, OMV, Arvato Systems, der Stadt Schwäbisch Hall, der Polizei Niedersachsen und der Bundesversuchsanstalt für Landwirtschaft.

Brauchen wir denn nicht ein richtiges Betriebssystem? Karl-Josef Dohle, Projektleiter bei der Kölner Axa Tech Germany, überraschte die Frage eines IT-Mitarbeiters. Er hatte nicht damit gerechnet, dass IT-Mitarbeiter Unbehagen gegenüber Linux äußern. Doch so war es, und so verwundert es nicht, dass Vorstände und Geschäftsführer der Open SourceOpen Source Software (OSS) reserviert gegenüberstehen. Alles zu Open Source auf CIO.de

Oft verbinden Entscheider mit quelloffener Software noch Billigprogramme aus der Hackerszene, die keine Investitionssicherheit bieten. Drohendes EU-Patentrecht und unsichere rechtliche Unterstützung sind bei vielen die Hauptgründe gegen Linux (s. auch S. 58). "Die Politik hat mit der LinuxKlausel im Urheberrecht und mit eigenen Projekten gezeigt, dass sie Linux fördern wird", beruhigt Jürgen Quade, Professor an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Er räumt indes ein: "Rechtliche Vor- und Nachteile sowie psychologische Vorbehalte lassen sich nicht quantifizieren."

Beim Versicherungskonzern Axa sprach ein exakt messbarer Grund für Linux: Die Kosten im RechenzentrumRechenzentrum mussten sinken. Deshalb führten die Kölner im Projekt "Infrastructure Strategy" im Januar 2002 eine TCOTCO (Total Cost of Ownership) -Analyse mit Gartner-Unterstützung durch. Ein Ergebnis lautete: Die Unix-Hardware verursacht übermäßig hohe Kosten. Zwei Pilotprojekte schloss Axa im September 2002 ab: "Mit Linux sanken die Kosten um mindestens 30 Prozent", schätzt Projektleiter Dohle. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de Alles zu TCO auf CIO.de

Aufgrund der sehr guten Erfahrungen wurden später "außerplanmäßig" weitere Server zu Linux migriert. Als nächste Schritte hat Axa Anfang 2003 damit begonnen, auch SAPSAP und die Oracle-Datenbank auf Linux aufzubauen. 2004 sollen alle rund 70 Sun-Server mit dem Unix-Betriebssystem Solaris und bis Ende 2007 alle rund 50 IBM-Server mit dem Unix-Betriebssystem AIX durch Linux ersetzt werden. Am Ende sollen in allen Servern auf der Linux-Plattform nur noch Intel-Prozessoren rechnen. "Intel-Hardware kostet 30 Prozent weniger als Risc-Hardware - bei vergleichbarer Leistung", sagt Dohle. Deswegen plant Axa auch keine Migration der 271 Windows-Server mit Intel-Prozessoren: "Da liegen zurzeit die Sparpotenziale einfach nicht so hoch." Alles zu SAP auf CIO.de

Laut Studien schwankt die Gesamtersparnis (Lizenzen, Hardware, Wartung, Support) von Linux gegenüber Unix-Betriebssystemen zwischen 20 und 80 Prozent. "Bei Risc liegen wir eher im oberen Bereich", deutet Dohle seine Ergebnisse an und verweist auf einen weiteren Kostenfaktor. "Langwierige Vertragsverhandlungen verzögern keine Projekte mehr. Wir wollen völlige Wahlfreiheit."

Arvato Systems, der IT-Bereich der Bertelsmann-Tochter Arvato, verfolgte beim Linux-Start 1999 weder eine Linux-Strategie noch eine KonsolidierungKonsolidierung der rund 1000 Server im Gütersloher Rechenzentrum. Es waren Kunden, die Linux-Angebote forderten. Deshalb führte Helmut Madeheim, Leiter System- und Storage-Management, Benchmarks zwischen einem jeweils mit einem Prozessor bestückten Standard-Unix- und einem Linux-Server durch. "Linux lief auf dem preisgünstigsten IntelProzessor deutlich schneller als das Standard-UnixSystem. Insgesamt kam Linux mit Intel auf ein bis zu achtfach besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als das Unix-System", resümiert Madeheim. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

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