Public IT


6 wichtige Schritte

Roadmap zur Digitalisierung von Stadtwerken

Dr. Lars Schatilow ist selbstständiger Unternehmensberater und Gründer der Butran Business Transformation GmbH.

Schritt IV: Unternehmenskultur und Changeprozess erneuern

Die Auswirkungen digitaler Vorhaben auf Führung und Zusammenarbeit gilt es umfassend zu durchdenken. Bereits die Phase der Entwicklung der digitalen Projekte erfordert bereichsübergreifendes Denken und Handeln. Dies ist in der Wahrnehmung vieler Führungskräfte mit dem Verlust an Einflussnahme verbunden. Zudem entstehen neue Abstimmungsschleifen, die eingeübte informelle Netzwerke verändern. Abwehrhaltungen sind programmiert.

Die Digitalisierung wird zudem die IT-Abteilungen stark beanspruchen. Diese werden künftig viel stärker mit den jeweiligen Bereichen, sowohl als Berater wie auch als Umsetzungseinheiten, zusammenarbeiten müssen. Die Frage ist, ob in Stadtwerken die IT bereits an neuen datenbasierten Produkten und Geschäftsmodellen mitarbeitet und als "interne Beratung" bereichsübergreifend fest integriert ist. Falls nicht, ist ebenfalls Zeit in die Veränderung der Unternehmenskultur zu investieren.

Neben diesen genannten Punkten, gibt es zahlreiche weitere Baustellen für die Erneuerung der Unternehmenskultur. Dabei ist es erforderlich, mit besonderem Fingerspitzengefühl die Belegschaft an das Thema der Digitalisierung heranzuführen. Denn in vielen Stadtwerken nehmen Mitarbeiter eine Art "Zurück in die Zukunft" wahr, wenn sie am Feierabend mit hochmodernen Endgeräten ihre privaten Angelegenheiten end-to-end erledigen, während untertags die "digitale Steinzeit" vorherrscht.

Der Change Prozess ist daher kein Vermittlungs- sondern ein Mitgestaltungsprozess. An den in Phase III dargestellten Innovationsformaten beteiligen sich Mitarbeiter. Im Idealfall gibt es ein fest installiertes Innovation Lab, in dem Freiwilligenteams (Digital Pilot Groups) an Zukunftsthemen arbeiten können. Führungskräfte und Mitarbeiter bekommen außerdem - wie auch das Top-Management - verschiedene Gelegenheiten, das digitale Zeitalter zu erkunden und zu verstehen. Dazu bieten sich Vortragsreihen durch lokale Startups und Experten, Fed-Ex-Days und weitere involvierende Lern- und Mitgestaltungseinheiten an.

Ziel sollte es sein, die Digitalisierung als einen gemeinsam zu gestaltenden Weg, der durchaus eine Durststrecke sein kann, erleb- und vorstellbar zu machen. Es ist ein Weg, der im Idealfall nicht endet (und daher den Vorwurf "der nächsten Sau, die von der Führung durchs Dorf getrieben wird" nicht bestätigt), sondern kontinuierliche Erneuerungsfähigkeit zum Ziel hat. Change macht sich quasi - wie bei Google & Co. - überflüssig.

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