Disruptive Innovation bei DHL

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Die Deutsche Post DHL Group (DPDHL) betreibt in Troisdorf, zwischen Köln und Bonn, ein eigenes Innovationszentrum, in dem sie direkt mit Kunden, Industrieexperten und Wissenschaftlern Logistiklösungen entwickelt. CIO David Thornewill zeigt dort, wie sich seine Branche in den nächsten Jahren verändern wird – und wie neue Ideen in einem Unternehmen mit etwa 510.000 Mitarbeitern Fuß fassen.
CIO David Thornewill
CIO David Thornewill
Foto: Deutsche Post AG

In der Mitte arbeiten die Roboter. Es sind sogenannte kollaborative Roboter, die in Zusammenarbeit mit menschlichen Kollegen schwierige oder sich stets wiederholende Aufgaben in einem Lager übernehmen können. Der Kinderbuch-Autor Boy Lornsen hat diese freundlichen Maschinen vom Typ "Robbi" 1967 schon mal vorgedacht. Auf einem kreisrunden Podest in der Mitte des Innovationszentrums werden ihre Fähigkeiten demonstriert.

DHL testet auch EffiBOT, einen voll automatisierten Roboter-Rollwagen, der Lagermitarbeitern folgt und schwerere Lasten tragen kann. Stoppt der Mensch, bremst auch der Wagen. Kreuzen andere Menschen die Wege, wartet der Wagen und fährt dann dem zugeordneten Mitarbeiter hinterher. Er erkennt seine Beine. "Wir sind hier auf der Suche nach Maschinen, die effektiv mit den Menschen zusammenarbeiten - und sie nicht ersetzen", sagt David ThornewillDavid Thornewill, CIO von Deutsche Post DHL GroupDeutsche Post DHL Group und damit einer der fünf CIOs im 510.000-Mann-Konzern. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Post DHL Group Profil von David Thornewill im CIO-Netzwerk

LogistikLogistik ist eine Branche, die in den nächsten Jahren erhebliche disruptive Innovationen erfahren wird. Roboter gehören da noch nicht einmal zu den größten Game-Changern. Aber sie machen Innovationen in der Logistik praktisch erlebbar und stehen daher auch in der Mitte des Innovationszentrums in Troisdorf. Drumherum stechen dem Besucher aber mindestens drei weitere Technologien ins Auge. Der Auffälligkeit nach: Top-Firmen der Branche Transport

  • Das schöne, neue elektrische Postauto
    Nicht die größte InnovationInnovation, auch nicht wirklich disruptiv, aber eine der besten Geschichten, wie auf der Suche nach neuen Ideen neue Geschäftsmodelle entstehen: Nachdem Vorstand Jürgen Gerdes bei den großen Automobilkonzernen nicht fündig geworden ist, beschloss er etwas Eigenständiges aufzubauen. Gemeinsam mit der StreetScooter GmbH - die die Deutsche Post 2014 dann auch übernahm - und der RWTH Aachen hat die Post daraufhin den "StreetScooter" konstruiert, einen maßgeschneiderten Transporter, von dem heute schon 3.000 Exemplare durch Deutschlands Straßen stromern. "Auto-Bauer" DPDHL kurbelt jetzt die Produktion in Aachen an und will zudem ein zweites Werk in Nordrhein-Westfalen errichten. Die eigene Flotte will das Unternehmen bis Ende des Jahres auf rund 5.000 Elektrolieferwagen erhöhen. Anfragen von externen Kunden, zum Beispiel Kommunen, Industrie-Unternehmen und mittelständischen Lieferbetrieben, liegen schon vor. Alles zu Innovation auf CIO.de

  • Das Fliewatüüt
    "Unmanned Aerial Vehicles" heißen diese Fluggeräte heute. Im Jahr 2014 hatte DPDHL damit Schlagzeilen gemacht, als der unbemannte "Paketkopter" Medikamente auf die Nordseeinsel Juist flog. Das war kurz nachdem die Amazon-Drohne durch die Medien flatterte. 2016 kam dann "Paketkopter 3.0" hinzu, der einen Skyport - eine eigens weiterentwickelte Paketstation - in den bayerischen Alpen anflog. Das sieht spektakulär aus und beflügelt wilde Phantasien. Mittlerweile hat DHL diesen Testbetrieb mit der Drohne erfolgreich beendet. Im Innovationszentrum ist das "Tilt-Wing-Fliewatüüt" - also ein Senkrecht-Starter mit Flugzeugflügeln - noch zu sehen. Im "DHL Logistics Trend Radar" gehören Drohnen zu den Technologien, die dem Menschen erst in den nächsten fünf bis zehn Jahren dienen. Derzeit arbeitet DPDHL mit der Deutschen Flugsicherung an einer Integration von Drohnen in den Flugverkehr.

  • Der 3D-Drucker
    Seltene Ersatzteile zu befördern, ist bald teurer, als sie vor Ort nachzudrucken. Im Augenblick trifft das zwar nur für die wenigsten Teile zu. In Zukunft könnte sich das aber ändern: Joseph Scott Schiller vom DHL-Partner HP vergleicht im "Logistics Trend Radar" die 3D-Technik mit dem PC. Auch der habe 1980 die Welt auf den Kopf gestellt, und HP (-Print) will diesmal auch wieder ganz vorne mitmachen. Ängstigt der disruptive Wandel die Logistiker? "Warum sollte uns das Angst machen?", fragt Thornewill: "Die 3D-Drucker müssen doch genauso mit Rohstoffen versorgt werden und nicht alle Produkte werden sich per 3D-Druck3D-Druck herstellen lassen. Wir müssen uns nur rechtzeitig mit dem neuen Markt beschäftigen und das tun wir." Alles zu 3D-Druck auf CIO.de

Bei genauerem Hinsehen taucht im Innovationszentrum noch jede Menge Technik auf, die einen Besuch wert ist. Viele verschiedene Arten von Datenbrillen liegen im Themen-Container "Augmented Reality". Ein Smart parkt als eigenständiges Paketfach neben einer Packstation. Wer mal einen Truck erleben möchte, kann im Cockpit eines Volvo-Lkw Platz nehmen. Sensoren funken aus jeder Ecke. Für die Logistiker sind das alles Teile eines "Multi-Purpose Network". Nur "Tube Logistics" zeigen die DHLer in Troisdorf noch nicht. Dahinter verbirgt sich Elon Musks "Hyperloop", bei dem Waren oder Menschen in Containern durch luftleere Röhren rauschen.

Insgesamt zwölf Technology Trends und 14 Social & Business Trends hat DHL Trend Research in seinem "Logistics Trend Radar" identifiziert. Das Thema "SecuritySecurity" wird dabei nicht als eigenständiger Trend ausgewiesen - steckt aber in vielen Szenarien als entscheidender Bestandteil. In diesem Bereich hat DHL eine Innovation entwickelt, die sich mittlerweile zu einem Produkt gemausert hat: "Resilience360" ist eine Risikomanagement-Lösung, die Risiken entlang der Lieferketten weltweit agierender Unternehmen betrachtet: Was bedeutet ein Erdbeben in Land A, oder ein Aufstand in Land B für die Lieferkette in Land C? Alles zu Security auf CIO.de

CIO Thornewill hat großen Spaß beim Herumspielen mit dem Tool. Muss das eigentlich so sein, dass in Konzernen meist nur die CIOs Gefallen am Thema Sicherheit finden? Bei "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" hat der Roboter Robbi auf die Gefahren eines Abenteuers hingewiesen. Und der Mensch Tobbi hat dann gesagt: Komm wir fliegen trotzdem. Eigentlich die bessere Arbeitsteilung. Sollte man mal diskutieren.

Zwei Termine / Diskussion mit DHL-CIO David Thornewill

Innovation und Security sind das Spannungsfeld, das David Thornewill gerne mit anderen CIOs besprechen will. Zwei Termine bietet er dafür an: Vom 25. bis zum 27. Oktober findet auf Gut Ising am Chiemsee zum zehnten Mal die Veranstaltung "Beyond" statt. Anmeldungen dazu bitte über https://www.beyond.idg.de/

Am Montag, den 20. November, lädt David Thornewill ab 10 Uhr zur Begehung des DHL-Innovationszentrums in Troisdorf bei Köln ein. Unter anderem stellen sich dabei auch israelische Startups aus dem Security-Bereich vor. Abends wird es ein Dinner in der "Brasserie Next Level" des Kameha Grand Hotel in Bonn geben. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anfragen zur Agenda bitte direkt an Horst.Ellermann@cio.de

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