Blade-PCs

Rückkehr der Mini-Rechner

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

Laut Clearcube garantieren die Blades eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent im Vergleich zu 96 Prozent von Einzel-PCs und eine Wiederinbetriebnahme aller Services innerhalb von zehn Minuten. "Möglich macht dies die Schaltertechnologie, die im System eingebaut ist", sagt Carsten Puls, Director of Strategic Development bei Clearcube. "Der Administrator schaltet im Problemfall ferngesteuert über die Verwaltungssoftware auf einen Ersatz-Blade um. Der Nutzer kann dann sofort weiterarbeiten."

Clearcube-Blades kosten mit 1500 Euro pro Arbeitsplatz, Rack-Chassis und Verwaltungssoftware inklusive etwas mehr als normale Desktops. Dafür fallen die Folgekosten deutlich geringer aus. Nach einer IDC-Studie für die US Air Force senkt die Clearcube-Blade-Lösung den Verwaltungsaufwand und die Kosten für PC-Umgebungen um mehr als 40 Prozent.

Den größten Nutzen von der Blade-Philosophie haben "enge Unternehmensumgebungen" mit vielen Mitarbeitern wie Call-Center, Handelsplätze, Schalterbereiche, Praxisräume, Produktionshallen oder Büros. Zudem sind Branchen wie die Fertigungsindustrie, in denen Rechner vor Dampf, Wasser, Chemikalien oder Schmutzpartikeln geschützt werden müssen, prädestiniert für den Einsatz von Blade-PCs. Nicht überall stößt die Blade-Philosophie allerdings auf Zustimmung. "Im Prinzip ist das herkömmliche Technologie mit einem Verlängerungskabel", sagt Carsten Müller, Produkt-Manager bei Sun Microsystems. "IT-Administratoren müssen zwar kaum mehr an den Arbeitsplatz, weil die Blades zentral betrieben werden. Aber bei 200 Arbeitsplätzen hat man immer noch 200 Blades, die zeit- und kostenaufwändig verwaltet werden müssen. Die Komplexität reduziert sich damit kaum."

Thin-Clients versus Blade-PCs

Mit der Ray-Thin-Client-Technologie verfolgt Sun die gleiche Grundidee, Arbeitsplätze von fetten PCs zu befreien. Nur ersetzen Thin-Clients hier den PC vollständig, die Anwendungen laufen zentral auf einem Server. Mehrere hundert Nutzer verwaltet Sun so auf einem Server. Der Vorteil für Müller: "Bei Thin-Clients entfällt die Verwaltung vieler PCs, da Applikationen und Daten auf Zentralrechnern im Rechenzentrum gehalten werden. Wenn man mehrere hundert Nutzer auf einem Server unterbringt, ist dies viel einfacher als eine Ansammlung von ein paar hundert PCs."

In eine ähnliche Kerbe schlägt Citrix mit den Windows-basierten Terminals. Citrix-Metaframes halten ebenfalls Applikationen und Daten auf Servern vor, im Gegensatz zu Sun allerdings nur 30 bis 40 User pro Server, sodass ganze Server-Farmen für den Betrieb notwendig sind. Blade-Propagandist Puls sieht in keinem dieser Thin-Client-Konzepte große Vorteile. "Bei serverzentrierten Ansätzen geht die Performance oft in die Knie", sagt er. "Wenn einer von 50 Endnutzern ein Excel-Spreadsheet mit viel Prozessorzeit laufen lässt, werden alle anderen ausgebremst. Bei Blade-PCs passiert das nicht, weil jeder seinen eigenen Rechner hat und die Performance damit besser ist."

Vor allem aber: Blades können uneingeschränkt jede PC-Software nutzen, Thin-Client-Server nicht. "Wir habe viele Krankenhäuser als Kunden, die 60 oder 70 Softwareprogramme einsetzen. Wenn nur eines dieser Programme nicht läuft, lassen sich Thin-Clients nicht verwenden."

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