Ramakrishnans Gesellenstück

RWE standardisiert 60 000 PCs

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Vier Millionen Euro jährlich spart der Energieversorger RWE durch seine Desktop-Harmonisierung und die Single-Vendor-Strategie.

Joachim Cramer und Jürgen Tusch vom zentralen CIO-Büro in Essen präsentieren zufrieden das erste globale IT-Projekt der RWE: 60000 Rechner des Konzerns kommen künftig aus einer Hand. Es gibt nur noch einen Standard-Desktop, ein Standard-Notebook und keine „Nice-to-have-Modelle“, wie der Infrastruktur-Verantwortliche Cramer betont. „Ansonsten ist Desktop-Standardisierung natürlich nichts revolutionär Neues“, schränkt Projektleiter Tusch ein. „Aber es sind auch schon welche daran gescheitert.“ Prominentester Flop in der Geschichte der Rechner-Harmonisierung: Vor zwei Jahren scheiterte Daimler-Chrysler mit dem Versuch, 140000 Arbeitsplätze durch HPHP zu standardisieren. Die RWE-ler hält dies jedoch nicht davon ab, bei ihrer Desktop-Harmonisierung auf den selbigen Anbieter zu setzen. Zu beachten seien bei einem derartigen Mammutprojekt allerdings folgende fünf Lehren: Alles zu HP auf CIO.de

Lehre 1: Versuche nicht, 100 Prozent zu standardisieren

Beachte die 80/20-Regel. Über alle Landesgesellschaften hinweg betreibt die RWE 75000 Rechner. Von vornherein hat CIO Chittur Ramakrishnan nicht versucht, alle von ihnen zu standardisieren, sondern nur 80 Prozent davon, also 60000 Desk- und Laptops. Entscheidungen wären sonst ineffizient getroffen worden, erläutert Joachim Cramer. RWE strebt an, seine PCs im Durchschnitt fünf Jahre zu nutzen. Für Notebooks, die nur 25 Prozent des Bestandes ausmachen, rechnen Cramer und Tusch mit vier Jahren Nutzungsdauer.

Lehre 2: Wirb für deine Entscheidung

Binde die Konzerngesellschaften aktiv mit ein. Vermeide das „Not invented here“-Syndrom, warnt Projektleiter Tusch. Neben zwei Fulltime-Equivalents aus der CIO-Organisation hatte er deshalb weltweit noch 40 weitere Mitarbeiter in seinem Team, darunter Einkäufer und Juristen genauso wie IT-ler. Alle beteiligten Ländergesellschaften hatten dreieinhalb Monate Zeit, um ihre eigenen Tests durchzuführen.

Lehre 3: Achte auf die Farbe der Tastatur

Beachte auch länderspezifische Anforderungen an die Ergonomie. Dass in Großbritannien ein Pfund-Zeichen auf die Tastatur gehört, war allen Beteiligten klar. Dass in Osteuropa Bildschirme flimmern, weil der Strom nicht immer stabil fließt, auch das konnten die Verantwortlichen vorhersehen. Aber dass in Deutschland die Farbe der Tastatur und die Höhenverstellbarkeit von Monitoren wegen entsprechender Arbeitsschutzrichtlinien entscheidend sein könnten, das war kaum jemandem bekannt, sagt Cramer.

Lehre 4: Rechne mit logistischen Problemen

Validiere die globale Performance der Hersteller. Zehn Anbieter haben sich auf die RWE-Ausschreibung beworben, darunter auch große Reseller. „Die waren am Anfang sogar zum Teil besser als die Hersteller“, sagt Cramer. Allerdings haben sich bis zur Runde der letzten drei nur Hersteller durchsetzen können. Und selbst von denen konnte keiner 100 Punkte auf der Zufriedenheitsskala erreichen. „Logistische Probleme hatten alle“, berichtet Projektleiter Tusch.

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