John Cryan

Sanierer und einstiger Hoffnungsträger der Deutschen Bank

09.04.2018
Als Sanierer trat John Cryan bei der Deutschen Bank an. Doch die schmerzhaften Jahresverluste in Serie konnte der Brite nicht stoppen. Nun muss er den Chefposten abgeben und verlässt die Bank.
Der ehemalige Deutsche Bank CEO John Cryan.
Der ehemalige Deutsche Bank CEO John Cryan.
Foto: Mario Andreya - Deutsche Bank AG

Noch Ende März zeigte sich John Cryan kämpferisch. In einer Botschaft an die Mitarbeiter betonte der Vorstandschef der Deutschen Bank, an der Spitze des Geldhauses zu bleiben. Doch nach knapp drei Jahren und drei Verlustjahren in Folge ist nun Schluss: Am Sonntagabend wählte der Aufsichtsrat den Vize-Vorstandschef Christian Sewing zum Nachfolger.

Mitte 2015 hatte Cryan das Ruder in den Frankfurter Zwillingstürmen übernommen. Seine Aufgabe: Das von teuren Rechtsstreitigkeiten schwer in Mitleidenschaft genommene Institut wieder auf Kurs zu bringen.

Mr. Grumpy

Der heute 57-Jährige, der als messerscharfer Analytiker mit bester Detailkenntnis gilt, räumte auf. Der unprätentiös auftretende Finanzprofi beendete teure juristische Altfälle, stärkte das Institut mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung, integrierte die Postbank in den Konzern und brachte die Fondstochter DWS an die Börse.

Mit Kritik hielt der Brite nicht hinter dem Berg: Die IT der Deutschen BankDeutschen Bank sei "lausig", viele Banker überbezahlt. "Mr. Grumpy" ("Herr Griesgram") - den Spitznamen sollen ihm britische Investmentbanker verpasst haben - verstörte mit schonungslosen Analysen Mitarbeiter und Investoren. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank AG

Gegen die schleichende Erosion der Erträge fand der Manager, der im Gegensatz zu seinem Vorgänge Anshu Jain gut Deutsch spricht, allerdings kein Mittel. Kritiker warfen ihm nach drei Jahresverlusten in Folge mangelnde Visionen vor. Cryan räumte selbst ein, dass die Zahlen der BankBank noch nicht da seien, "wo wir alle sie uns wünschen". Top-Firmen der Branche Banken

Seit Juli 2015 Nachfolger von Co-Chef Jain

Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte Cryan 2013 ins Kontrollgremium der Deutschen Bank geholt. Mit den Problemen des Dax-Konzerns war der Manager daher bestens vertraut, als die Bank Anfang Juni 2015 in höchster Not den Machtwechsel beschloss und den Briten ab Juli zum Nachfolger von Co-Chef Jain machte.

Seinen Ruf als Sanierer hatte er sich in der Schweiz erworben: Cryan wirkte als Finanzchef der UBS (2008-2011) maßgeblich am radikalen Umbau des Schweizer Finanzriesen mit, räumte unter anderem Giftpapiere aus der Bilanz und verhalf der UBS zu neuem Vertrauen an den Finanzmärkten.

Am 16. Dezember 1960 im nordostenglischen Heilbad Harrogate geboren, studierte Cryan an der Universität Cambridge (1979-1982) und begann 1982 seine berufliche Karriere bei den Wirtschaftsprüfern von Arthur Andersen in London. Der Opernliebhaber ist mit einer Amerikanerin verheiratet. (dpa/rs)

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