DSAG-Kongress 2016

SAP-Anwender suchen nach Lösungen für den digitalen Wandel

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender fühlen sich nicht abgeholt

DSAG-Chef Lenck begrüßte die Ankündigung Leukerts. Anwender bräuchten regelmäßige und vor allem verbindliche Aussagen hinsichtlich der Entwicklungs-Roadmap ihres Softwarelieferanten. Man müsse schlichtweg wissen, wann welche Funktionalitäten zur Verfügung stünden. Das sei in der Vergangenheit nur teilweise klar gewesen. Gerade hinsichtlich neuer Partnerschaften und Produktankündigungen hat es zudem in der jüngeren Vergangenheit durchaus einige Irritationen gegeben, beispielsweise im Zuge der Apple-Kooperation in Sachen User Interface und dem gerade angekündigten BW/4HANA. SAP habe die Anwender dabei häufig rechtzeitig abgeholt, sagte Lenck, "aber nicht immer".

Klarheit hinsichtlich der Roadmap dürfte in Zukunft noch wichtiger werden, da die Softwarelandschaften allen Anzeichen zufolge unübersichtlicher werden dürften. SAP-Vorstand Leukert rechnet eigenen Angaben zufolge mit wesentlich modulareren Softwarearchitekturen. In diesem Zusammenhang werden zukünftig Plattformen, auf denen einzelne Softwareservices entwickelt, betrieben und miteinander integriert werden, an Bedeutung gewinnen.

SAP setzt an dieser Stelle auf die eigene HANA Cloud Platform (HCP), die auch in der eigenen SAP-Entwicklung künftig eine zentralere Rollen spielen soll. Darüber hinaus könnten auch die Kunden selbst sowie Partner auf der HCP eigene Softwaremodule entwickeln. Leukert betonte mit Hinweis auf einen OpenStack- und OpenFoundry-basierenden Layer in der HCP die Offenheit der SAP-Plattform, und konnte sich dabei einen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen. "Wer sich für Salesforce entscheidet, läuft in einen Vendor-Lockin."

SAP-Anwender sehen Cloud immer noch skeptisch

Insgesamt stehen die SAP-Anwender denCloud-Lösungen aus Walldorf allerdings immer noch skeptisch gegenüber. Die Cloud könne zwar dabei helfen, Innovationen schneller auszurollen, konzedierte DSAG-Mann Lenck. Allerdings gingen Anwender damit auch gewisse Risiken hinsichtlich der Betriebssicherheit ein, da Cloud-Nutzer den Betrieb ihrer Lösungen nicht mehr selbst in der Hand hätten. "Es ist nicht alles Gold, was da in der Cloud glänzt", mahnte Lenck zur Vorsicht.

Neben Aspekten rund um die Sicherheit geht es den Anwendern in der Cloud vor allem um die passenden Lizenz- und Bezahlkonditionen. Die bisherigen Modelle der Cloud-Subscription seitens derSAPSAP passten nicht zu den Geschäftsrealitäten, monierten die Anwendervertreter. Gerade im Umfeld des Internet of Things (IoT) sowie Industrie 4.0 gehe es auch darum, Dinge einmal auszuprobieren und - falls sie nicht funktionierten - auch wieder beiseite zu legen. Habe man sich aber zuvor auf einen längeren Zeitraum festlegen müssen, könne so ein Cloud-Ausflug schnell in einem finanziellen Desaster enden. Alles zu SAP auf CIO.de

Um dem zu entgehen, brauche es echte Pay-per-Use-Modelle, die mit dem Geschäft des Anwenders "atmen" könnten und auch bei hoher Skalierung nicht sofort jeden Kostenrahmen sprengten, lautete die Forderung der DSAG. Neben einer Pay-per-Use-Option sowie einem Cloud Pricing, das den Anforderungen der Kunden entgegen kommt, forderte Andreas Oczko, Vorstand Operations/Service & Support bei der DSAG, ein Business-taugliches, vertikales Lizenzmodell mit einer einzigen Lizenz für On-Premise, Cloud- und Hybrid-Modelle.

SAP lenkt ein und denkt über Pay-per-Use-Modelle nach

SAP scheint zumindest nicht taub gegenüber den Forderungen der Kunden. Vorstand Leukert betonte zwar, der Konzern werde die bisherigen Lizenz- und Subscription-Modelle beibehalten und nicht über Bord werfen. Zusätzlich werde der Konzern allerdings an neuen Pay-per-Use-Metriken arbeiten. "Ein Anfang ist gemacht, der Gedankenaustausch ist gut, intensiv, aber zeitkritisch", bilanzierte Oczko, mahnte aber im gleichen Atemzug: "Auch wenn DSAG und SAP prinzipiell in die gleiche Richtung denken, konnte noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden."

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