DSAG-Kongress 2013

SAP-Anwender trauen sich an Innovationen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

DSAG setzt flexiblere Lizenzmodelle durch

Lösungen kann die Anwendervereinigung dagegen an anderen Stellen vorweisen, die in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert wurden. Die DSAG-Vertreter sehen sich aktuell in einer starken Position gegenüber der SAP und verweisen auf eine Reihe von Erfolgen. Nach jahrelangen Diskussionen um flexiblere Lizenzmodelle hatte der Softwarekonzern in den vergangenen beiden Monaten Zugeständnisse an seine Kunden gemacht. Beispielsweise dürfen Unternehmen beim Umzug von SAP-Funktionen in die Cloud die entsprechenden On-Premise-Lizenzen aus der Wartung nehmen. Darüber hinaus gebe es ein Regelwerk, wonach Teile der eigenen SAP-Landschaft stillgelegt werden dürften, wenn sich der Bedarf aufgrund wirtschaftlicher Gegebenheiten verändere.

"Diesen Erfolg hätte es ohne die DSAG nicht gegeben", verbucht der stellvertretende DSAG-Vorstandsvorsitzende Andreas Oczko den Kurswechsel der SAP auf der Habenseite der Anwendervertretung. Das Motto ‚einmal unter Wartung, immer unter Wartung‘ gelte nicht mehr. Letztlich habe SAP damit aber auch einen Vorsprung vor der Konkurrenz, was sich unter dem Strich für den größten deutschen Softwarehersteller bezahlt machen könnte - auch wenn der Wartungsposten vielleicht an der einen oder anderen Stelle geringer ausfällt. Mit dem flexibleren Lizenzmodell würden den Verantwortlichen vieler Unternehmen Investitionsentscheidungen in neue SAP-Software leichter fallen, ist sich Oczko sicher.

Andreas Oczko, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender, betonte, dass SAPs Zugeständnisse für flexiblere Lizenzmodelle ohne den Druck der DSAG nicht möglich gewesen wären.
Andreas Oczko, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender, betonte, dass SAPs Zugeständnisse für flexiblere Lizenzmodelle ohne den Druck der DSAG nicht möglich gewesen wären.
Foto: DSAG

Allerdings wollen sich die Anwendervertreter nicht auf diesen Erfolgen ausruhen. Den DSAG-Vertretern zufolge gebe es noch in etlichen Bereichen Verbesserungspotenzial. So falle es vielen IT-Entscheidern angesichts von 1250 Preispositionen und 310 Metriken nach wie vor schwer den Überblick in SAPs Preislisten zu behalten. Oczko kritisierte, die Preisliste sei nach wie vor zu komplex. Zudem brauche es faire, transparente und verständliche Regeln, wie der Zugriff von Dritt-Software auf SAP-Systeme abgerechnet und Audits abgewickelt würden. Darüber hinaus müsste in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verankert werden, dass das Einpflegen von gesetzlichen Änderungen verpflichtender Bestandteil des Standard Supports sei. Zwar handhabe SAP dies derzeit so, einen vertraglichen Anspruch hätten Nutzer des günstigeren Supportmodells allerdings nicht.

Eine Frage der guten Beziehung

Insgesamt fußten die Erfolge auf einem vertrauensvollen Umgang zwischen Softwarehersteller und Kunden, betonte die DSAG-Führung. Lenck dankte Snabe persönlich dafür, dass sich dieser in den vergangenen Jahren stark dafür eingesetzt hatte, die Beziehungen zwischen beiden Seiten, die unter dem Vorgänger Léo Apotheker stark gelitten hatten, wieder zu kitten. "Wir werden nie vergessen, wie wichtig die Beziehungen zu den deutschen Kunden sind", gab Snabe artig zurück.

Allerdings werden sich die Gewichte innerhalb der SAP im kommenden Jahr verschieben. Snabe gibt seinen Co-CEO Posten ab und wechselt aller Voraussicht nach in den Aufsichtsrat von SAP. Sein Kollege, der US-amerikanische Marketing-Spezialist Bill McDermott, wird dann den deutschen Softwarekonzern allein führen.

Mit über 4.000 Teilnehmern feierte der diesjährige Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) einen neuen Besucherrekord.
Mit über 4.000 Teilnehmern feierte der diesjährige Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) einen neuen Besucherrekord.
Foto: DSAG

Was das für die Beziehungen zu den europäischen und deutschen Kunden bedeutet, ist noch nicht abzusehen. Befürchtungen, der Einfluss der SAP-Stammlande könnte schwinden, klingen in vielen Gesprächen unterschwellig mit. Snabe habe für das europäische Gesicht der SAP gestanden, gibt auch Lenck zu. Der SAP-Chef bemühte sich indes, Befürchtungen zu zerstreuen, das Verhältnis zwischen Softwarehersteller und Anwendern könnte nach seinem Rückzug leiden.

Man habe schließlich in den vergangenen Jahren eine solide Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geschaffen. Außerdem werde sich sein Kollege McDermott in Zukunft auch stärker um Europa kümmern. Darüber hinaus hänge die Kundenbeziehung nicht an einer einzelnen Person. Es gebe zudem mit Gerhard Oswald im Vorstand und Bernd Leukert im Managing Board Sponsoren, die die Interessen der hiesigen Kunden in der Führungsetage gut vertreten würden. Und schlussendlich werde er selbst im Aufsichtsrat ein Auge darauf haben, dass auch in Zukunft alles gut funktioniert, verspricht Snabe.

Zur Startseite