Die ehrgeizigen Ziele des Software-Konzerns

SAP erfindet sich neu

24.07.2006
Von Eva Müller

Gemischte Aussichten also für Kagermanns Expansionsgelüste im Kundenbestand und bei den Mittelständlern. Uneingeschränkte Euphorie indes löst das dritte Element seiner Zukunftsvision aus - die so genannte Business-Process-Platform, kurz BPP. Bei dieser innovativen Technik hat SAP rund zwei Jahre Vorsprung vor der Konkurrenz.

Modell Lego

Mit der BPP-Systemarchitektur bildet die SAP-Software keinen monolithischen Block mehr, der umfangreicher Anpassungen beim Kunden bedarf. Vielmehr setzen die einzelnen Funktionen wie Bausteine auf einer Grundplatte auf. Weil alle auf der gleichen Programmiermethode - der Netweaver-Technik - basieren, arbeiten die Elemente nahtlos zusammen. Dabei ist es unerheblich, ob sie von SAP selbst, der IT-Abteilung eines Konzerns oder einer unabhängigen Software-Firma gebaut wurden.

Die Winzer-Software der Firma Kirbis aus Niefern-Öschelbronn zum Beispiel enthält SAP-Standardteile wie Rechnungsstellung und Weinbauspezifisches wie ein elektronisches Kellerbuch. Rund 100 Kellereien planen derzeit die Einführung des Systems - eine Klientel, die SAP allein niemals selbst erreichen würde.

Zwar können die Walldorfer für BPP-Software Dritter nur einen Teil der Lizenzeinnahmen kassieren. Schließlich stellen sie nur Elemente wie Programmierwerkzeuge oder Standardprozesse bereit. Die Umstellung des Geschäftsmodells von "Alles made by SAP" auf Entwicklungskooperationen orientiert sich aber an einem extrem profitablen Vorbild: Microsoft verdient mit seiner Entwicklergemeinde Milliarden.

Konzernprimus Kagermann könnte mit BPP ähnlich erfolgreich werden. "Der Markt saugt BPP-Programme auf wie ein nasser Schwamm", schwärmt Loren Heilig, dessen Firma IBSolution solche Spezialitäten bastelt.

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