Streit um In-Memory-Technologie

SAP gegen Oracle

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Günther Stürner Vice President Server Technologies, Oracle Inc.: "In-Memory ist eine Nische für spezielle Anwendungen, und das wird sich nicht signifikant ändern."
Günther Stürner Vice President Server Technologies, Oracle Inc.: "In-Memory ist eine Nische für spezielle Anwendungen, und das wird sich nicht signifikant ändern."

Stürner verweist auf Terabyte-Türme an Cache, auf intelligentes Prefetching, auf mehr als 92 Prozent Cache-Hits im Memory (nicht auf der Platte), auf den zunehmenden Austausch rotierender Scheiben durch Flash-Speicher. Zwar seien technische Herausforderungen der In-Memory-Datenverarbeitung wie der flüchtige Hauptspeicher und die Sicherung der Daten auf klassische Platten seit Jahren gelöst. Schwerer würden ökonomische Sinnfragen wiegen: Welche Applikationen brauchen überhaupt Echtzeit, und lohnt sich das? "Wenn Sie schon Antwortzeiten von zehn Millisekunden haben, lässt sich das kaum noch wirtschaftlich optimieren." So fällt denn auch die Bilanz des Oracle-Managers verhalten aus: "In-Memory ist eine Nische für spezielle Anwendungen, und das wird sich nicht signifikant ändern."

Gegen diese Position arbeitet Brenckmann an. Ende 2010 will SAP mit der "High Performance Analytical Appliance" ("Hana") auf den Markt kommen, eine Art In-Memory-Appliance zum "Anflanschen" an Bestandssysteme. Oracle hat vor über einem Jahr mit der Exadata-Datenbank-Maschine die Performance-Mess-latte hoch gelegt. Hier werde "Datenbankintelligenz vom Server auf die Platten verlagert", so Stürner. SAP hingegen wolle die Daten näher "an die Rechenkerne heranholen", so Brenckmann. Damit zeichnet sich in der Tat ein Paradigmenwechsel in der Datenhaltung ab - nur ist nicht klar, in welche Richtung.

Anwender sind noch vorsichtig

Kurz-, mittel- oder langfristig? "Bei Speichertechnologien und kritischen Daten ist jeder Anwender übervorsichtig", sagt IT-Management-Berater Zentner von v3 Consulting. "Ohne intensive Tests werden die Kunden SAP In-Memory-Computing nicht aus Händen reißen." Am begehrtesten dürften bessere Lösungen wohl in der Finanzindustrie und bei Telkos sein. "Aber", so Raad-Analyst Wieland, "Finanzdienstleister haben entweder Millionen in eigene In-Memory-Lösungen investiert, oder sie sind zu risikoscheu, um als Early Adopter zu dienen."

Immerhin ist das Timing von SAP gut gewählt: Die anziehende Konjunktur eröffnet zumindest die Chance, dass Kunden wieder über Investitionen nachdenken. Und in diesem Punkt ist man sich mit der Konkurrenz aus den USA einig. Auch Oracle-Manager Stürner freut sich: "Wir werden die Steilvorlage von Plattner zu nutzen wissen." Auf den TechEd-Entwicklerkonferenzen ab Oktober will SAP die Informationen zu In-Memory-Computing präzisieren. Dann zeigt sich, wie steil die Vorlage tatsächlich ist.

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