Analysten sehen die Walldorfer in Zugzwang

SAP und Oracle: Badische Bedachtsamkeit gegen amerikanischen Aktionismus

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Die Summe ist beeindruckend, die Strategie auch: Rund 20 Milliarden Dollar hat Oracle seit 2004 hingelegt, um durch Firmenzukäufe dem Konkurrenten SAP Kunden abzujagen. Aktueller Meilenstein auf diesem Weg ist die Übernahme von Hyperion für 3,3 Milliarden Dollar. Weil die Produkte von Hyperion auf SAP aufsetzen, sehen Analysten SAP nun unter Druck. In Walldorf übt man sich dennoch in Gelassenheit.

Charles Philips, Co-Präsident von Oracle, geht in die Vollen: "Tausende der wichtigsten SAP-Kunden werden ihre ERP-Daten durch die Brille von Oracles Hyperion betrachten und analysieren müssen." Eine Ankündigung, die die Walldorfer nicht aus der badischen Ruhe bringt: "Das sagen die doch jedes Mal, dass wir uns warm anziehen müssen", so eine Unternehmenssprecherin. Rund 25 Firmen hat Oracle in den vergangenen Jahren akquiriert.

Dahinter steckt nicht nur die Konkurrenz zweier Unternehmen, sondern auch zweier grundverschiedener Strategien: Während Oracle auf Einkaufstour gegangen ist, betont SAP, organisch wachsen zu wollen. Die Sprecherin lästert denn auch, Oracle werde es kaum gelingen, all die Einzelteile zu einem funktionsfähigen großen Ganzen zu fügen.

Oracle wächst - und spaltet die Entwicklungsabteilung auf

Fast scheint's, als hätten die Amerikaner das gehört: Oracle plant laut Medienberichten, vertikale und horizontale Lösungen organisatorisch zu trennen. Der bisher so omnipräsente Entwicklungs-Chef John Wookey solle entmachtet werden, heißt es. Er werde sich nun hauptsächlich auf die Entwicklung der Querschnitts-Lösung Fusion konzentrieren. Um die zukgekauften Anwendungen von Siebel, Peoplesoft und jetzt eben auch Hyperion solle sich Edward Abbo kümmern, der wegen langjähriger Erfahrungen mit Siebel-Entwicklungsarbeiten "die Sprache der User spricht", wie es AMR-Research-Analyst Bruce Richardson ausdrückt.

Analysten attestieren Oracle denn auch, mit dem Hyperion-Deal im Wettrennen der beiden Player einen Schritt nach vorn gekommen zu sein. Rick Sherlund und Christopher Sailer, Goldmann Sachs, stellen gar die Frage in den Raum, SAP könne sich selbst um Hyperion bemüht haben. Jason Maynard von der Credit Suisse sagte gegenüber der "Financial Times Deutschland": "Wir glauben, SAP läuft Gefahr, in einigen wichtigen branchenspezifischen Märkten wie Telekommunikation, Einzelhandel und Finanzdienstleistungen Anteile zu verlieren."

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