Hausmesse Sapphire Now

SAP verzahnt Experience Management mit Software-Kern

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Der Blick richtet sich nach vorne

Die SAP-Verantwortlichen wollten auf der Jubiläums-Sapphire - die Kundenkonferenz fand in diesem Jahr zum 30. Mal statt - vor allem den Blick in die Zukunft richten. Die rund 22.000 Besucher sollten erfahren, wie SAP-Software ihnen dabei helfen kann, ihre Betriebe weiterzuentwickeln. Die Vision, die sich der Softwarehersteller hier auf die Fahnen schreibt, heißt: The Intelligent Enterprise.

Von etwaigen Turbulenzen unter dem SAP-Dach war in Orlando wenig zu hören. Im April war bekannt geworden, dass der aktivistische Hedgefonds Elliott Management beim größten deutschen Softwarehersteller einsteigen will. Die Beteiligung von etwa 1,2 Milliarden Euro entspricht einem Anteil von knapp einem Prozent am derzeit auf rund 130 Milliarden Euro taxierten Marktwert von SAP. Der Einstieg der "Heuschrecke" wurde im Markt mit gemischter Resonanz aufgenommen. Elliott-Gründer und Chef Paul Singer ist dafür berüchtigt, nicht gerade zimperlich mit den Führungsriegen der Firmen umzuspringen, in die er sein Geld gesteckt hat. Konzerne wie Bayer, Thyssenkrupp und Uniper können ein Lied davon singen.

Bei SAP schlug Elliott aber erst einmal einen freundlichen Ton an: "Wir sind davon überzeugt, dass das Management-Team von SAP auf ein sehr erfolgreiches Ergebnis zusteuern kann." Allerdings berichtete das "Manager Magazin", dass der Hedgefonds schon im Vorfeld massiv Druck auf die SAP-Führung um CEO Bill McDermott ausgeübt haben soll, die Renditeziele des Softwareherstellers hoch anzusetzen. Das hat offenbar Wirkung gezeigt. McDermott will den Börsenwert von SAP (derzeit rund 135 Milliarden Euro) bis 2023 auf 250 bis 300 Milliarden Euro steigern. Außerdem peilt der US-Manager bis dahin einen Jahresumsatz von über 35 Milliarden Euro an - 2018 waren es knapp 25 Milliarden Euro. Die operative Marge soll jährlich im Durchschnitt um einen Prozentpunkt zulegen.

McDermott hat seine Marschrichtung klargemacht: Der Fokus liege auf der Optimierung der Geschäftsergebnisse. "Wir konzentrieren uns darauf, die Leistungsfähigkeit und Effizienz der SAP weiter zu verbessern, um die Marge in den kommenden Quartalen deutlich steigern zu können", sagte der CEO. Wie SAP dabei vorankommt, will man auf einem außerordentlichen Kapitalmarkttag am 12. November 2019 darlegen. Aufmerksamer Zuhörer dürfte dabei Paul Singer oder ein Vertreter des Elliott-Managements sein.

Umstrukturierung sorgt für rote Zahlen

Immerhin deuten die aktuellen Zahlen darauf hin, dass SAP auf einem guten Weg ist. In den ersten drei Monaten des Jahres verbuchten die Walldorfer Einnahmen von knapp 6,1 Milliarden Euro - rund 16 Prozent mehr als im ­entsprechenden Vorjahresquartal. Die Cloud-Erlöse legten im Jahresvergleich um 45 Prozent auf fast 1,6 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stand zwar ein Verlust von 108 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 708 Millionen Euro im ersten Quartal 2018. Das Defizit ist aber den hohen Restrukturierungskosten geschuldet, die sich in den ersten drei Monaten des Jahres auf 886 Millionen Euro beliefen. Anfang des Jahres hatte SAP mit der Ankündigung eines Restrukturierungsprogramms überrascht. Demzufolge sollen 4400 Mitarbeiter den Softwarehersteller verlassen, das sind knapp fünf Prozent der Gesamtbelegschaft.

SAP-Chef McDermott sagte, der Softwarehersteller müsse mit den Veränderungen in der Softwarebranche mithalten können. Der Umbau solle "die Prozesse und Strukturen im Unternehmen weiter vereinfachen und sicherstellen, dass die Organisationsstruktur, Kompetenzen und Ressourcenzuordnung auch weiterhin den sich verändernden Kundenanforderungen gewachsen sind".

SAP-Vorstand formiert sich neu

Neben dem Einstieg des Hedgefonds Elliott Management und der Umstrukturierung haben auch die jüngsten Wechsel im Vorstand für Unruhe gesorgt. Nachdem sich Ende Februar der ehemalige Technikchef Bernd Leukert aus Walldorf verabschiedet hatte, verließ Anfang April auch Cloud-Vorstand Robert Enslin den Softwarekonzern.

Die Abschiede der langgedienten SAP-Manager kamen überraschend, genauso die Tatsache, dass Enslin nur wenige Tage später bei Google anheuerte und dort als President die Google Cloud Global Customer Operations übernahm. SAP-Chef Bill McDermott widersprach Spekulationen, in der Führungsriege SAPs krisele es. Trotz der beiden prominenten Abgänge in kurzer Zeit sei der Vorstand gut aufgestellt.

"Es gibt und gab keine Probleme im Vorstand", sagte der Manager kürzlich gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wenn zwei Vorstände, die zusammen fünfzig Jahre für SAP gearbeitet haben, nach langer Zeit etwas Neues planen, dann ist das völlig normal."

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