Der Ex-CIO von Babcock Borsig

Sauberer Abgang

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Lothar Dietrich war bis Ende vergangenen Jahres CIO beim Oberhausener Maschinen- und Anlagenbauer Babcock Borsig. Das Unternehmen hat Anfang Juli 2002 Insolvenz angemeldet. Jetzt will Dietrich ein Buch über seine Krisenerfahrungen schreiben.

Anfang des Jahres meldete sich der Ex-CIO des Maschinen- und Anlagenbauers Babcock Borsig, Lothar Dietrich, bei seinen Geschäftspartnern und Freunden mit einem Brief zurück: "Seit dem 1. Januar habe ich die Geschäftsführung der Firma Manß & Partner GmbH übernommen." Statt also die IT eines Riesenkonzerns strategisch zu führen, leitet der 52-Jährige jetzt das 100-Mann-SAP-Beratungshaus mit Hauptsitz in Wermelskirchen bei Köln. In seinen Augen ist dieser Wechsel jedoch kein Abstieg. Er freut sich im Gegenteil darüber, dass er in seiner neuen Position als alleiniger Geschäftsführer jetzt sein eigener Herr ist.

Lothar Dietrich (52), Geschäftsführer beim IT-Beratungsunternehmen Manß & Partner in Wermelskirchen bei Köln, vom 1. Juni 2000 bis Ende 2002 Konzern-CIO beim Maschinen- und Anlagenbauer Babcock Borsig, Schwerpunkt: IT- und Prozessstandardisierung, berufliche Stationen: Assistent an der Technischen Universität Berlin, Krupp in Essen, Nixdorf AG/ Siemens-Nixdorf, Erbslöh (Automotive-Industrie)

Die Babcock-Borsig-Pleite nimmt er nicht persönlich. "Ich bin niemand, der seine Probleme aus dem Job nach Hause trägt und deshalb nachts schlecht schläft", betont Dietrich. Die Erfahrungen, die er während der Krise gemacht hat, könnten ihm im weiteren Berufsleben sogar nützen, meint er. Sein Fazit: "Die Insolvenz ist eine sehr interessante Erfahrung gewesen, bei der ich meine bisherigen Praxiserfahrungen erweitert habe."

Schuldige für den Niedergang des Unternehmens zu benennen ist Dietrichs Sache nicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Mitte Juli vergangenen Jahres wegen Untreue und Insolvenzverschleppung gegen den ehemaligen Vorstandschef Klaus Lederer und prüft seit Januar dieses Jahres auch Vorwürfe gegen mehrere prominente Aufsichtsratsmitglieder.

Nach dem Verkauf des Babcock-Filetstücks, der Kieler Marinewerft HDW, an den US-Finanzinvestor OEP war das von Lederer ausgeklügelte Cash-Clearing-System der verschiedenen Holding-Bereiche in sich zusammengebrochen. Im Schiffbau ist eine Vorfinanzierung durch den Kunden üblich; HDW hatte Babcock gleichzeitig als eine Art Hausbank für finanzielle Engpässe gedient.

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