Ungenutzte Einsparmöglichkeiten

Schlecht beraten

19.06.2006
Von Frank Grünberg

Über die größten Einsparpotenziale herrscht unter den Experten Einigkeit. So senkten die Versicherer ihre IT-Kosten durch den verstärkten Einsatz von Standardsoftware. Insbesondere SAP drängt neben FJA, Cor, ID Soft und Innovas mit Vehemenz in den Markt für Vertragsverwaltung. Nach vielen Rückschlägen implementierte SAP im vergangenen Jahr erstmals das Schaden-Management-System auf Basis von SAP for Insurance Claims Management bei der Öffentlichen Versicherung Braunschweig.

Sparen durch Kooperationen

Außerdem wuchs die Bereitschaft, bei Kernprozessen wie Abschlüssen sowie Inkasso und Exkasso mit anderen Häusern der Branche zu kooperieren. „Zwei deutsche Versicherer haben zum Beispiel durch ihre Zusammenarbeit Skaleneffekte erzielt sowie ihre Anwendungslandschaft harmonisiert und konsolidiert“, weiß Compass-Geschäftsführer Lippert. „Dadurch konnten sie 40 Prozent ihrer IT-Ressourcen einsparen.“

Ungenutzt bleiben auch die Chancen, die in einer höheren Arbeitsteiligkeit stecken, glaubt Joachim Benner, Research-Analyst bei IDC. Die Eigenwertschöpfung der Versicherer liegt seinen Untersuchungen zufolge bei über 60 Prozent – ähnlich wie bei BankenBanken also. Während die Kreditinstitute diesen Anteil allerdings deutlich reduzieren wollen und dabei insbesondere dem OutsourcingOutsourcing von Geschäftsprozessen eine wichtige Rolle zuschreiben, verhalten sich viele Versicherer in dieser Frage sehr zurückhaltend. „Dabei sind gerade in den Back-Office-Bereichen wie der IT erhebliche Outsourcing-Potenziale vorhanden“, sagt Brenner. Alles zu Outsourcing auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken

Handlungsbedarf besteht auch bei Prozessen wie der Produktentwicklung. So hat BCG-Experte Heydorn Folgendes festgestellt. „Deutsche Versicherer benötigen nicht selten 18 bis 24 Monate, um ein Produkt von der Idee bis zur Markteinführung zu bringen. Da kann man kaum von einer dynamischen Produktentwicklung sprechen“, sagt er. „Optimal aufgestellte Unternehmen schaffen das in drei bis sechs Monaten.“

Knapp 80 Prozent der IT-Budgets geben Versicherungsunternehmen immer noch für das RechenzentrumRechenzentrum und den Betrieb der Anwendungen aus. Nur etwa 20 Prozent blieben daher, um Innovationen umzusetzen. Um sich auch bei hohem Kostendruck mehr Budget-Spielräume zu verschaffen, sollten die Unternehmen verstärkt auf eigene Mitarbeiter setzen. „Viele Versicherer greifen bei Engpässen auf Mitarbeiter eines IT-Dienstleisters zurück und zahlen dafür bis zu dreimal mehr als für eigene Mitarbeiter“, rechnet Heydorn vor.Vorausschauende Versicherer steuern durch ein systematisches Qualifizierungs-Management gegen: „Aus einer verbindlichen IT-Mittelfristplanung werden Ressourcen und Skill-Bedarfe abgeleitet und notwendige Qualifizierungsmaßnahmen frühzeitig in die Wege geleitet.“ Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

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