Die Gefahren durch Präsentismus

Schuften bis der Arzt kommt

04.04.2011
Von Kolja Kröger

Deutlich besser untersucht als die gesundheitlichen Gefahren durch Präsentismus sind hingegen die Kosten, die das Arbeiten trotz Krankheit verursacht - für die Unternehmen. Solche Studien kommen vor allem aus den USA, wo häufig die Arbeitgeber sich um die Krankenversicherung ihrer Angestellten kümmern. Finanziert werden diese Studien oft mit Geld aus der Pharma-Industrie.

246 Dollar Produktivitätsverlust im Jahr attestiert eine amerikanische Studie psychisch kranken Mitarbeitern.
246 Dollar Produktivitätsverlust im Jahr attestiert eine amerikanische Studie psychisch kranken Mitarbeitern.
Foto: MEV Verlag

Bei Magen-Darm-Erkrankungen, zeigt eine 1999 veröffentlichte Untersuchung, würden Betroffene nur 60 Prozent ihrer regulären Arbeitszeit effektiv arbeiten. An anderer Stelle wird der Produktivitätsverlust von Athritis-Erkrankten mit 251,96 Dollar im Jahr beziffert, der durch depressive oder anders psychisch kranke Mitarbeiter verursachte Produktivitätsverlust mit 246 Dollar.

Arbeiten mit Depression kostet 15.322 Dollar

Eine andere Studie schlüsselt die Kosten für die medizinische Behandlung, für die Fehlzeiten und für Präsentismus auf. Fast immer ist der letzte Punkt der größte Posten. Bei Depression sollen es 15.322 Dollar sein, bei Rücken- und Nackenschmerzen 6879 Dollar.

Eine Berechnung aus Deutschland stellt fest: "12 Prozent der Gesamtproduktivität von Unternehmen gehen aufgrund von Gesundheitsproblemen verloren." Nur ein Drittel davon wird durch Fehlzeiten verursacht, der Rest durch die Mitarbeiter, die sich krank in die Arbeit schleppen. Dazu passt, dass im Jahr 2007 bei einer telefonischen Befragung 27 Prozent angaben, sie fühlten sich gerade nicht gesund. Fast zwei Drittel von ihnen gingen trotzdem zur Arbeit - und fühlten sich in ihrer Produktivität eingeschränkt.

Trotz dieser konkreten Zahlen: Dem Bundesinstitut sind die Berechnungen der Arbeitsausfälle oft zu einfach. Nicht berücksichtigt werde zu Beispiel, ob liegengebliebene Arbeit später nachgeholt wird oder ob Kollegen sie erledigen.

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