Führungskräfte-Weiterbildung

Seitenwechsel

03.02.2003

"Dir geht es eigentlich verdammt gut!"

Akzeptenzprobleme seitens der Sozialarbeiter, die an der einwöchigen Stippvisite der Manager Anstoß nehmen könnten, habe es kaum gegeben. "Eine anfängliche Skepsis vielleicht", räumt Schümann ein. Schließlich komme es auch darauf an, ob einer nur gaffe oder mit anpacke. Die Heime oder Stationen erhalten einen Teil des Geldes, das die Unternehmen zahlen.

Am Ende dann die Frage, was bleibt oder wie es weitergeht. Die Erlebnisse spülen bei vielen die Frage nach dem Sinn des Lebens, der Arbeit und gar nach mancher Überstunde herauf. Steht damit am Ende der vom Unternehmen finanzierten Maßnahme womöglich der Entschluss, sich lieber nicht so aufzureiben? Sicher nicht, erklärt Schümann. Ein Unternehmen sollte Interesse an Führungskräften haben, die neben dem Job auch ein erfülltes Privatleben hätten und zufrieden seien. Er selbst habe sich am Ende der Woche gesagt: "Mensch, Thorsten: Dir geht es eigentlich verdammt gut!"

Auch Schallwig verließ geläutert die Frauenknastinsel. Er versteht inzwischen den "Ausnahmezustand", in dem sich viele Frauen befinden: von den Eltern nicht geliebt, geschlagen, vom Vater vergewaltigt, von falschen Freunden zum Drogenkonsum verführt, zur Prostitution gezwungen. Die Woche habe seinen Blick für Menschen geschärft: "Leider sehen viele Führungskräfte ihre Mitarbeiter nicht als Mittelpunkt ihrer Aktivität, führen und fördern sie nicht individuell. Das Ergebnis ist Frust."

IT-Leiter Rönnau beeindruckte vor allem das Engagement des Personals im Drogenentzug. "Nur wenige Abhängige werden clean, und die, die es schaffen, tauchen nicht mehr auf." Doch die Mitarbeiter dort seien schon mit kleinen Erfolgen zufrieden - "in unserer Leistungsgesellschaft selbst bei wirtschaftlicher Flaute undenkbar".

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