"Handwerklich perfekt"

Selbst-Inthronisierung des Bundes-CIOs

Die BMI-Entscheider verließen sich also auf die externe Kompetenz der Berater, die das BMI und nicht das Finanzressort des Bundes beauftragte. Das Konzept wurde unterzeichnet. "Handwerklich perfekt", jubeln die Protegés von Schallbruch. "Schlechter Stil“, meutern die Kritiker, die vor allem aus der Abteilung O, aber auch aus anderen Abteilungen stammen, die sich in der Entwicklungsphase des Konzeptes sehr wohl ein-Mitspracherecht gewünscht hätten.

Und da der BMI-CIO sein Konzept auch noch wenige Tage vor der Sommerpause zum Staatssekretär reichte, regte sich jahreszeitgemäß wenig Widerstand. Dank mehrerer genialer Schachzüge und eines guten Machtinstinkts ist der Weg nun frei für einen neuen IT-Stab, möglicherweise mit Schallbruch als Chef. Das möchte das BMI nicht bestätigen und hält die Entscheidung unter Verschluss. Politische Schachzüge gehören schließlich zum Tagesgeschäft in Berlin, selbst wenn es um die IT geht. "Eine solche Behörde über der Behörde macht nur Sinn, wenn sie sich nach getaner Arbeit wieder auflöst", kommentiert SAP-Chef Henning Kagermann als Mitglied des Innovationsrates der Bundesregierung gegenüber dem Tagespiegel. Doch davon ist keine Rede.

Sondersitzung noch im Oktober

Auf dem Ministerialkongress kürzlich in Berlin präsentierte Bearing Point die Jobskizze des Bundes-CIOs und konfrontierte potenzielle Aspiranten auf den Posten des Bundes-CIOs mit einer bitteren Wahrheit: Die Entscheidung über die Besetzung war bei der Vorstellung der Jobskizze offenbar schon gefallen.

Vita Martin Schallbruch.
Vita Martin Schallbruch.

Und obwohl auf dieser Veranstaltung in Berlin klar wurde, auf welchem Weg das BMI seinen CIO inthronisieren möchte, war das in der letzten Sitzung des Interministeriellen Koordinierungsausschusses für die Informationstechnologie in der Bundesverwaltung (IMKA) kein Wort wert. Das Bundeskanzleramt war nicht erschienen, Schallbruch hatte eine stellvertretende Referatsleiterin zum Treffen geschickt, und der Referatsleiter IT aus dem Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik des Finanzministeriums (ZIVIT) wusste offenbar von nichts.

Ende Oktober soll - so wurde dann verlautbart - ein Sonder-IMKA zum Thema Bundes-CIO stattfinden. Bis dahin wird die Argumentation des BMI niet- und nagelfest sein.

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