Artificial Intelligence

Selbstlernende Systeme nur ein Buzzword?



Rainer Zierhofer ist Partner und Leiter der IT Management & Transformation Practice bei der Managementberatung Horváth & Partners in Frankfurt.
Obwohl 88 Prozent der Unternehmen Artificial Intelligence (AI) als höchst wichtig beurteilen, kennt sich nur eine Minderheit damit aus.
Ein Beispiel aus dem privaten Bereich: Im Smart Home der Zukunft könnten Familienmitglieder dem Kochroboter Feedback geben, ob ein neues Gericht geschmeckt hat, oder eher nicht. Dadurch kann die AI lernen und durch verändern der Zutaten oder durch Neukreationen das Ergebnis optimieren.
Ein Beispiel aus dem privaten Bereich: Im Smart Home der Zukunft könnten Familienmitglieder dem Kochroboter Feedback geben, ob ein neues Gericht geschmeckt hat, oder eher nicht. Dadurch kann die AI lernen und durch verändern der Zutaten oder durch Neukreationen das Ergebnis optimieren.
Foto: PaO_STUDIO - shutterstock.com

Artificial IntelligenceArtificial Intelligence (AI) prägt schon jetzt die Wirtschaft. Nicht zuletzt weil sie branchen- und funktionsübergreifend einsetzbar ist und sich rasant weiterentwickelt. Ihre Bedeutung für die eigene Branche schätzen Unternehmen bereits in fünf Jahren als doppelt so hoch ein. Das zeigt die von Horvath & Partners durchgeführte Studie „Artificial Intelligence – the Next Big Thing“, für die im Januar 2019 Unternehmensvertreter aus neun Branchen befragt wurden (Studie nur nach Abgabe der Kontaktinformationen erhältlich). Heute schätzen 26 Prozent die Bedeutung für ihre Branche als sehr hoch ein, in fünf Jahren bereits 57 Prozent. Alles zu Artificial Intelligence auf CIO.de

88 Prozent der Befragten erwarten, dass AI ihre Branche innerhalb der kommenden fünf Jahre grundlegend verändern wird. Und das über alle untersuchten Branchen hinweg – von der Autoindustrie über Finanzdienstleistungen bis zur Logistik.

Die Bedeutung von Artificial Intelligence wird sich branchenübergreifend in den kommenden fünf Jahren verdoppeln. Für diese nahe Zukunft sehen 57 Prozent der Unternehmen eine sehr hohe Relevanz.
Die Bedeutung von Artificial Intelligence wird sich branchenübergreifend in den kommenden fünf Jahren verdoppeln. Für diese nahe Zukunft sehen 57 Prozent der Unternehmen eine sehr hohe Relevanz.
Foto: Horváth & Partners

Beim Buzzword fehlt noch der Durchblick

Die Mehrheit ist sich darüber im Klaren, dass ihr Unternehmen künftig wohl kaum um die Verwendung künstlicher Intelligenz herumkommen wird. Doch obwohl AI in aller Munde ist und als Buzzword recht populär, herrscht große Unklarheit über ihre genaue Bedeutung. Fast ein Viertel der Befragten (22 Prozent) gibt an, dass AI-Technologien in ihrem Unternehmen weitgehend unbekannt sind. Ihr Wissen auf diesem Gebiet beschränkt sich vorwiegend auf Informationen aus den Medien. Vertieftes Know-how oder gar Anwendungserfahrung sind in diesen Firmen nicht zu finden und werden in den meisten Fällen auch nicht aufgebaut.

Weitere 43 Prozent der Befragten verfügen über Basiskenntnisse, Lediglich ein paar wenige Mitarbeiter in diesen Unternehmen haben sich tieferes Know-how angeeignet. Sie bleiben allerdings einzelne Leuchttürme, denn auch in diesen Firmen werden AI-Kompetenzen noch nicht systemisch aufgebaut. Es sind keine gezielten Schulungen oder Weiterbildungen zu dem Thema etabliert.

Nur eine Minderheit der Unernehmen betreibt im Bereich AI-Technologie einen systematischen Kompetenzaufbau.
Nur eine Minderheit der Unernehmen betreibt im Bereich AI-Technologie einen systematischen Kompetenzaufbau.
Foto: Horváth & Partners

Mitarbeiterschulungen unumgänglich

18 Prozent der befragten Unternehmen haben zumindest Mitarbeiter mit vertieften Kenntnissen in Schlüsselpositionen. Diese Experten kennen sich mit der Technologie, ihren Vor- und Nachteilen sowie möglichen Anwendungsgebieten aus. Doch diese wenigen Kollegen sind natürlich nicht immer und in jeder Abteilung verfügbar. Und wenn diese AI-Experten das Unternehmen verlassen, geht mit ihnen das Wissen.

Nachhaltig ist die AI-Kompetenz somit in acht von zehn Firmen nicht verankert. Die große Mehrheit der deutschen Unternehmen ist für den prognostizierten Boom dieser Technologie in fünf Jahren mitnichten gewappnet. Nur 17 Prozent der Unternehmen sind schon weiter: Sie stellen sicher, dass in ihrem Betrieb systematischer Kompetenzaufbau betrieben wird, beispielsweise durch Schulungen und Kooperationen.

Obwohl sich alle einig sind, dass AI große Bedeutung für ihre Branche erlangen wird, wird dieses Wissen nicht im eigenen Unternehmen aufgebaut. Im Wandel zu einer digitaleren Organisation, die künstliche Intelligenzkünstliche Intelligenz beherrscht und anwendet, müssen die Angestellten mitgenommen werden. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Nicht nur einzelne Experten müssen in das Themenfeld AI involviert und dafür begeistert werden. Schulungen und die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, Universitäten oder Start-ups befähigen Mitarbeiter auf diesem wichtigen Gebiet. Letztendlich muss aber aus der Idee eine nachhaltig verankerte Veränderung werden, die die ganze Organisation betrifft, und nicht nur einzelne Fachkräfte.

Wenige Vorreiter, viele Mitläufer

Lernen können Unternehmen von Banken und Versicherern sowie Konzernen. Die Finanzbranche gehört zu den Vorreitern beim systemischen Kompetenzaufbau in Sachen AI. Branchenübergreifend zählen sich gerade einmal 16 Prozent der Befragten zu Pionieren im Vergleich zum Wettbewerb. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) gibt zu, sich im Vergleich zur Konkurrenz im Rückstand zu befinden. Hier ist nicht nur das Wissen der Mitarbeiter zum Themenfeld wichtig, nachhaltig wird AI erst, wenn konkrete Anwendungsbeispiele existieren.

Doch viele Befragte haben nicht einmal geplant, sich dem Gebiet mit tatsächlichen Anwendungen anzunähern: Jeder Vierte hat keinerlei AI-Initiativen geplant. Das betrifft vor allem die mittelgroßen Firmen mit mehr als 250 bis unter 10.000 Mitarbeitern. Konzerne mit mehr als 10.000 Mitarbeitern sind vergleichsweise gut aufgestellt. Doch für alle gilt: Nur acht Prozent haben bereits Lösungen in ihrem Unternehmen umgesetzt.

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