EADS, MAN und die Lehren der Zentralisierung

Shared Services

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Eine GmbH fürs Bewusstsein

Mitarbeiter, die aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen werden, wollen wissen, wohin die Reise geht. „Was die Menschen hassen, ist scheibchenweise Veränderungen“, meint MAN-CIO Brunn, der seinen Mitarbeitern denn auch gleich eine GmbH als neuen Arbeitgeber zugemutet hat. „Ich bin kategorisch für eine eigenständige Betriebsform, selbst wenn sie ein bisschen mehr Aufwand bedeutet“, sagt der CIO und Geschäftsführer der MIT GmbH. „Für das Bewusstsein der SSC-Mitarbeitern ist das wichtig.“ Kundenorientierung kann nicht schaden, auch wenn Brunn überhaupt nicht intendiert, sich mit seiner neuen Firma auf den Drittmarkt zu stürzen. In den 90er-Jahren haben zahlreiche IT-Töchter dies erfolglos versucht. „Ich hoffe nicht, dass Unternehmen diesen Fehler jetzt noch wiederholen und in die gleiche Sackgasse laufen“, kommentiert TPI-Berater Bernd Schäfer.

Irgendwie passiert es dann aber doch. „Wir sind angetreten, um die IT nur für MAN zu machen, und wir sind jetzt doch schon Dienstleister für Dritte“, sagt Brunn. Der Druckmaschinenhersteller Roland nutzt auch nach seiner Ausgliederung aus dem MAN-Konzern noch ITServices der alten Mutter. Durch die neue Leistungsverrechnung stellt dies auch kein wirkliches Problem dar. Eigentlich brauche die MIT aber noch drei Jahre, um Drittmarkt-fähig zu sein, meint Brunn: „Die Bereiche schleppen nur jetzt schon Kunden an, die Prozessnähe suchen.“ Verprellen möchte man die natürlich nicht. Acht Monate nach Gründung hat die MIT GmbH somit bereits einige mit dem Konzern verbundene, externe Kunden, ohne je akquiriert zu haben. Mehr als 30 Prozent externen Umsatz dürfen es nach Meinung Brunns aber nicht werden, sonst mache das Geschäft mit den Drittkunden der Tochter vielleicht mehr Spaß als die MAN-Kernaufgaben. Und auf gar keinen Fall werde man die Fehler anderer wiederholen und sich einbilden, als kleiner Anbieter lohnende Geschäfte mit Diensten im Commodity-Bereich machen zu können, meint Brunn. EADS-CIO Schmidbaur bestätigt: „Mehr als 30 Prozent sollten es nicht sein, sonst wird die Service-Delivery nach innen vernachlässigt.“

Die Zukunft von EADS

Freilich ist Schmidbaur noch weit von dieser Zahl entfernt. Eine GmbH hat er bis jetzt nicht gegründet, und er lehnt für EADS Defense eine solche Ausgründung auch ab: „Auf Divisionsebene macht eine eigene Betriebsform für IT-Shared-Services keinen Sinn – auf Ebene der EADS-Gruppe ist dies sicherlich langfristig anzustreben und sinnvoll“, sagt Schmidbaur. Die Untersuchung einer nächsten Konsolidierungswelle für IT-Shared-Services im Konzern sei noch für 2006 geplant. Ob sich eine EADS-IT-Tochter dann nach drei bis fünf Jahren tatsächlich verkneifen kann, auch Commodity auf dem Drittmarkt anzubieten, bleibt abzuwarten. Sollten sich Airbus, Defense und die anderen Divisionen einig werden, könnte die Größe dazu verleiten. Schmidbaur wiegelt jedoch ab: „Wir sind mit dem Shared Service Center bei Defense jetzt seit 18 Monaten unterwegs. Das dauert noch 18 Monate, bis wir so harmonisiert sind, dass wir Marktreife haben.“ Ein konkurrenzfähiges SSC auf EADS-Ebene würde dementsprechend länger dauern.

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